Kellner
WDR5, Neugier genügt, Feature 18 Minuten, 21.7.2011, Redaktion Dr. Ingrid König
Es ist Sommer. Die Sonne scheint. Draußen, vor Restaurants und Kneipen stehen Tische und Stühle. Kellner, mit Tabletts beladen eilen geschäftig hin und her. Keiner beachtet sie weiter, außer ein Gast hat einen Wunsch, will etwas bestellen, verlangt die Rechnung. Wie geht es diesen Kellnern in ihrem Job? Wie ist ihr Verhältnis zu ihrer Kundschaft? Fühlen sie sich gut genug bezahlt oder eher missachtet? Ist ihr Beruf anstrengend oder macht er auch Spaß? Ingrid Müller-Münch hat hierzu eine Wirtin interviewt, die ihr Restaurant inzwischen aufgegeben hat. Sie hat mit einer jungen Frau gesprochen, die sich ihr Studium durch kellnern verdient. Und sich bei einem Köbes danach erkundigt, wie das raue Klima in einem Brauhaus bei Bedienung und Publikum ankommt. Ein Gewerkschafter liefert zu all dem ein paar Daten und Zahlen.
Atmo Musik
O-Ton Meggie–1-5:57 Was ich überhaupt nicht leiden kann ist, wenn ich an einem Tisch stehe, mich zum Beispiel gerade mit einem Gast unterhalt, oder der ne Bestellung aufgibt, und von hinten ruft jemand hallo, hallo, hallo oder fasst mich an, zippt an mir oder so Sachen, das finde ich nicht in Ordnung.
O-Ton Axel 333- 9:13 Wenn du merkst, du hast en Revier wo du viel laufen musst, en Kölsch, ach da bringen sie mir auch noch ein Kölsch, und dann kommste mit dem zweiten mal, ach wissen sie, ich trink doch noch eins – dann greif ich zur sogenannten pädagogischen Maßnahme. Das heißt, der wartet. Beim nächsten Bier wartet der. Und wenn de dann an den Tisch kommst, sagt der drei Kölsch. Siehste, sag ich, jeht doch.
O-Ton Meggie–1-15:30 Was für Gäste ich gar nicht leiden kann sind elitäre Leute, die mich dann behandeln, als wär ich ihr Fiffi und mich dann dreimal schicken und nicht darauf achten, wie sie mit mir sprechen und mich halt wirklich als Bedienstete sehen und das bin ich halt nicht. Das kommt immer mal vor und da muss ich schlucken. Da bleibt mir nichts anderes übrig. Augen zu und durch.
O-Ton Susanne 9:04 90 % sind nett. Die 10% die nicht nett sind oder arrogant oder profilneurotisch oder was es halt sonst so alles gibt, die stören schon immens. Die gehen einem richtig auf den Wecker. Man ist ja als Kellner verpflichtet freundlich zu sein. Egal wie, du musst freundlich sein. Du wirst ein guter Schauspieler. Du musst dauernd grinsen.
Atmo Musik
O-Ton Susanne 10:06 Größerer Tisch. 10 Personen. Gehste hin. Möchte noch jemand Kaffee? Keiner hört natürlich zu. Dann sagt einer: Jaaa. ich hät gern nen Kaffee. Dann bringst du den Kaffee. Stellst ihn hin. Dann sagt der nächste au, en Kaffee hät ich auch gern. Dann gehste wieder zurück und machst den nächsten Kaffee. Fragst natürlich vorher, möchte noch jemand einen Kaffee. Keiner sagt was, keiner hört zu. Das läuft dann so 4 – 6 mal. Bis dann alle Kaffees gebracht hast. Die Leute hören einfach nicht zu. Du bist ne Unperson. Dich gibt es nicht. Oder was auch ganz irritierend ist. Es gibt Menschen, wenn es eng ist, dann bringst du den Teller, willst ihn vor ihnen abstellen, die rühren sich nicht. Du stehst hinter denen, die haben den Teller quasi schon vor der Nase, kommst aber nicht rum, die sitzen da mit den Ellenbogen auf dem Tisch, keine Reaktion. Bis dann vielleicht der nette Nachbar sagt, du hier, dein Essen. Ach ja.
O-Ton Meggie-1- 13:03 Es gibt oft dann Männergruppen z.B., die dann da sind und es kommt dann auch mal vor, dass die Hand plötzlich am falschen Platz ist, und solche Sachen. Das passiert halt. Ich werd dann meistens eigentlich ziemlich patzig.
O-Ton Susanne 15:40 Schwierig sind auch die Ehepaare, die sich nichts mehr zu sagen haben. Da musst du entertainen. Für die dauert ja jede fünf Minuten warten ne Ewigkeit. Die meckern auch am schnellsten.
Atmo Musik
O-Ton-Susanne: 1:25 Ich hab ein kleines Restaurant mit ca. 40 Plätzen. Wenn Winter ist braucht man mehr Personal. Im Sommer braucht man natürlich weniger. Das ist ein großes Problem. Man kann keinen richtig fest anstellen. Man braucht immer Aushilfskellner. Das ist für einen selber auch kein gutes Gefühl. Man weiß ja, das sind Studenten. Die müssen von dem Geld leben.
O-Ton Gewerkschafter : 0:45 Es ist ein sehr hartes Gewerbe. Es ist nicht nur ne schwere Arbeit. Sondern die Arbeitsbedingungen sind also auch sehr schlecht. Erst mal die Arbeitszeit fast rund um die Uhr. Offiziell ham wir ne 39 Stunden-Woche. Diese 39 Stunden-Woche ist bei manchen schon nach drei Tagen erfüllt. Trotzdem arbeiten sie weiter. Die Überstunden werden in den seltensten Fällen ausbezahlt. Die Reaktionen der Arbeitgeber ist dann meistens, wenn sie gefragt werden, in der Gastronomie ist das üblich Überstunden zu machen. 000 Mein Name ist Elmar Jost. Ich bin Gewerkschaftssekretär, der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten. Und bin hier in Köln zuständig für die Gastronomie.
O-Ton Meggie 1-9:40 Es gibt wenig hauptberufliche Kellner. Muss man ganz einfach sagen. Das ist auch schwer. Man arbeitet sehr viele Stunden am Stück. Es ist wirklich auch anstrengend für Rücken und Beine. Und hauptberuflich hab ich selten jemand getroffen, der wirklich damit zufrieden ist. Und der das auch lange und gerne macht. Und ich glaube, das jeden Tag zu machen und jeden Tag andere Leute zu bedienen und sich immer dem Stress da auszusetzen ist langfristig ziemlich anstrengend. Meggie-1- 000 Ich bin 24 und studiere Sozialwissenschaften an der Uni Köln. Nebenbei kellner ich. Ich glaub angefangen hab ich mit 16. Das erste mal. Zum einen war es Zufall, weil ich Geld brauchte. Und dann mache ich es ja immer noch, weil es mir Spaß macht.
O-Ton Gewerkschafter 10:30 Wenn es mal Probleme sind, dann sind es meistens Probleme wenn die Gäste abhauen ohne zu bezahlen. Das bleibt leider oft an den Servicekräften hängen. Ist zwar nicht gesetzlich so geregelt, denn das ist eigentlich das Risiko des Arbeitgebers. Nur, das interessiert den Arbeitgeber nicht. Der wälzt dieses auf die Beschäftigten ab.
O-Ton Susanne 5:55 Wir haben ja sowieso die meisten auf dieser 400 Euro-Basis, aber ich probier die erst mal einen Abend aus. Und viele zahlen dann denen nix. Und das könnte schon ein Problem geben. Du müsstest die für den einen Tag anmelden. Das ist ein unglaublicher Papierkrieg. Ich muss für den einen Tag von dem alles wissen, Krankenkasse, bis Sozialversicherungsnummer. Den ganzen Kram. Das müsste ich alles anmelden. Der Aufwand ist einfach viel zu groß. Das ist ein unglaublicher Papierkrieg. Ich krieg von der Bundesknappschaft jede Woche unglaublich viel Papier. Dann verlangen sie z.B. müsste ich im voraus wissen, was die arbeiten. Das weiß ich nicht im voraus, weil sie ja nicht regelmäßig arbeiten. Das heißt, es muss vorab eine Mutmaßung angegeben werden. Und wenn der Monat vorbei ist, dann wird das noch mal korrigiert. Das heißt, ich bekomme für jede 400 Euro-Kraft 4 Zettel. Die Voranmeldung. Eine Nachmeldung für mich und das gleiche für den Kellner oder Spüler.
Atmo Musik
O-Ton Susanne 22:40 Das Trinkgeld ist eine Katastrophe. Also manchmal kannste froh sein, wenn de auf 3% kommst. Mit 10%, das gibts nicht mehr. 23:31 Trinkgeld ist ganz schwach geworden. Die am meisten Geld haben, die geben am wenigsten. Die Studenten, junge Leute, die sich‘s mal leisten, lecker Essen zu gehen, sehr sehr nett sind, sehr freundlich, sehr höflich, muss ich sagen, die sparen vieleicht darauf, die kommen dann, freuen sich, strahlen einen schon an und freuen sich auf ein leckeres Essen, die geben am meisten Trinkgeld. 25:16 Das ist schon ein harter Job in der Gastronomie. Sie verdienen so viel wie ne Putzfrau im Prinzip an Stundenlohn.
O-Ton Meggie–1-19:12 Wir haben auch häufig geschlossene Gesellschaften, und dann bist du für einen Gast der selber 50 Leute eingeladen hat, zuständig und machst dann da super Service und rennst rum und guckst dass alle Getränke haben. Aber das Trinkgeld ist dann eher schlecht. Weil es halt nur einer gewesen ist. Und der gibt dann halt selten 200 Euro für einen ganzen Abend. Sondern steckt dann 50 Euro zu und sagt ist gut. Und denkt er wär großzügig. Und man weiß, O.k. das sind jetzt 50 Euro für einen ganzen Abend und das teilst du durch fünf und dann sieht das nur noch halb so gut aus.
O-Ton Axel 111-0:11 Mein Name ist Axel Berghof, ich bin Köbes in der Malzmühle in Köln. Seit 15 Jahren. Ich komm aus einer gastronomischen Familie. Und deswegen bin ich mit der Gastronomie mit Leib und Seele verbunden. 333-11:56 Ach, ich sage mal, als Köbes verdienste immer noch, für einen, wir sind ja Normalsterbliche. Wir sind ja keine Studierten. Also deswegen muss man das jetzt mit dem guten Verdienst relativieren. Wie gesagt, dann kommt noch das Trinkgeld dazu. Und es ist immer noch, ich sag mal, etwas über der Norm.
O-Ton Meggie –1-1:44 Ich arbeite jetzt in einem kleinen Betrieb. Es ist ein kleines Restaurant mit nem französischen Hauch in der Küche. Ich verdien sowohl durch den Thekenbereich, als auch im Sommer draußen im Biergarten, als auch im Winter wirklich mit Essensbetrieb. Ich hab nen Stundenlohn von 7,20 EURO. Das ist jetzt an sich nicht so viel. Aber ich arbeite halt da 7-9 Std. Da kommt man auf die ca. 60 Euro. Und dann halt noch Trinkgeld. Das variiert halt. Das hängt davon ab, ob ich unter der Woche arbeite, ob viel los ist oder wenig. Wenn wenig los ist, komme ich so auf 10 Euro die Stunde im Durchschnitt, mit Trinkgeld zusammen. Und wenn viel los ist, am Wochenende, bis zu 13 Euro die Stunde.
O-Ton Gewerkschafter 8:09 Wir haben tarifvertraglich acht Stundentag. Und der ist in der Gastronomie leider sehr oft weit über 10, 12, 14 Stunden. 2:02 Laut Tarifvertrag, wenn er diesen Beruf erlernt hat, bekommt er im Moment 1.580 Euro brutto. 2:42 Der tarifliche Stundenlohn ist im Moment bei 9,23. Ich stelle aber in meiner täglichen Arbeit fest, dass der weit unterschritten wird. Also, Stundenlöhne von 5, 6 Euro, dat ist nicht selten.
O-Ton Axel 222-2:09 Na gut das Trinkgeld ist natürlich weniger geworden. Weil auch die Leute nicht mehr so flüssig sind. Und ich möchte sagen, die Anforderung der Gäste sind höher geworden. Weil das Preisniveau sich ja gehoben hat. 333-000 Die Gäste verlangen schon was für ihr Geld. Sie sind nicht mehr so tolerant wie früher.
O-Ton Meggie –1-21:48 Ich hab auch mal bei einem Service gearbeitet, die Kellner für gehobene Gastronomie vermittelt haben. Ein Veranstalter kann halt Kellner mieten für Großveranstaltungen und da ist halt die Bezahlung noch mal eine ganz andere. Du fängst an mit nem Stundenlohn von 6 Euro und kriegst kein Trinkgeld. Aber du bist halt Mittelsmann. Es verdient halt an dir noch jemand zusätzlich. Deswegen ist die Stundenbezahlung sehr schlecht. Und da hab ich schon Jobs gemacht, da hab ich 18 Stunden gearbeitet am Stück, hatte nicht eine Pause, und hab auch nichts zum Essen gekriegt. Das interessiert da keinen. Also da bist du wirklich Massenware. Da interessierts auch niemand, ob du dir den Zeh angeknackt hast, weil du irgendwo gegen gelaufen bist. Wenn du nicht funktionierst, wirst du sanktioniert. Schon häufiger auch einen auf den Deckel gekriegt. Nicht mal die Zeit sich zu rechtfertigen. Da musst du einfach funktionieren. Und das ist halt schade.
O-Ton Susanne: 30:42 Viele auch, die sich bei mir für die nette Bedienung bedanken. Also der C. mit dem ich ja jetzt bald drei Jahre arbeite, der wird sehr gelobt. Den mögen sie alle total gern. Der ist aufmerksam, also das sagen viele. Deswegen wundert einen die Diskrepanz zwischen dem Loben, es ist manchmal ganz irre, die stehen an der Tür und sagen, es war alles so lecker, es war alles so schön und der Kellner ist so nett und so aufmerksam und haben 50 Cent Trinkgeld gelassen. Dann stehst du vor den 50 Cents und denkst dir, ist das jetzt deine Belohnung gewesen, dass sie dir das alles gesagt haben. Und dann hätten sie das Geld auch gleich mitnehmen können.
Atmo Musik
O.Ton Axel 222-:1:17 Ich würde sagen, in nem Brauhaus, von Natur aus ist es halt ein bisschen hektischer, wie in einem Restaurant. Im Restaurant läuft alles ein bisschen gediegen zu. Vor allem die Gäste kommen abends um 8°° und bleiben bis 10, Halb 11 sitzen. Essen in Ruhe. Dagegen in nem Brauhaus, die kommen um 8°° und sind um 9°° schon wieder weg. 333-0:33 Also als Köbes können sie schon ein bisschen Gas geben, verbal, um den Gast ruhig zu stellen. 333-0:42 Wir haben die Rückendeckung. Natürlich nicht in jeder Situation. Wenn der Gast recht hat, dann hat er recht. Zum Beispiel kam ne Reklamation, schriftlich, weil ich mich beim Kassieren mit an den Tisch gesetzt hatte. Weil ich die Gäste geduzt habe. Axel 333- 1:45 Tut mir leid, dat is bei uns so üblich. Wenn ihnen das nicht gefällt, dann müssen se halt ein anderes Restaurant, aber in ein gehobenes Niveau gehen. Bei uns in dem Brauhaus ist dat. Da ist eben mal ein anderer Ton.
Atmo Musik
O-Ton Susanne 27:04 Also ein gut laufender Abend fängt damit an, dass nicht alle gleichzeitig kommen, das ist dann optimal, weil du dich um jeden Tisch kümmern kannst. Passiert ausgesprochen selten. Meistens wollen alle um 20°° Essen gehen. Und dann geht die Tür auf und dann ist der Run. Und dann hast du für nichts mehr Zeit. Schön ist wenn man wirklich Zeit hat für seine Gäste. Dass man nicht wie gehetzt an denen vorbei rennen muss. Das ist für mich erst mal ein schöner Abend. Am schönsten der Abend ist natürlich wenn fast nur Stammgäste da sind. Die einen kennen. Die es genießen da zu sein. Wenn sich Leute treffen, die sich kennen. Das passiert manchmal, zufällig, das ist total schön.
O-Ton Meggie–1- 4:30 Was ich immer als schädlich empfinde ist, wenn z.B. der Chef konstant da ist. Das ist sehr häufig in der Gastronomie, dass es halt nen Chef gibt, der an der Theke sitzt und das komplett begutachtet. Und wenn du was falsch gemacht hast dich direkt darauf hinweist und so selber ne Vorstellung davon hat, wie das laufen soll.
O-Ton Susanne 16:06 Und wir sagen es jedem, der rein kommt. Sie können Platz nehmen, aber mit dem Essen, es dauert ein bisschen. Wir machen alles frisch. Dann setzen die sich hin. Kurze Zeit später steht der neben mir und sagt, wo bleibt denn jetzt das Essen. War 5 Minuten später. Entschuldigung. Sie haben gerade bestellt. Dann hat er sich wieder ein bisschen beruhigt. 1/4 Std. später kam er wieder an. Wo bleibt denn jetzt das Essen. Dann bin ich ein wenig sauer geworden, da vorne ist BurgerKing. Wenn sie es eilig haben, bitte.
O-Ton Gewerkschafter: 5:29 Ja, das ist noch gar nicht so lange her, war ein Azubi bei mir, der sich darüber beschwert hat, dass er von seinem Chef Schläge bekommen hat. Überall. Ins Gesicht, auf den Rücken. Das war eigentlich ne normale Gaststätte. Das ist natürlich nicht üblich, aber auch solche Dinge kommen vor. 6:57 Ja der Druck der Arbeitnehmer erhöht sich. Vom Arbeitgeber.
O-Ton Susanne 19:17 Das war das einzige Mal, wo ich einen rausgeschmissen hab. Der saß also mitten drin. Mit seiner Freundin neben sich. Der kam schon rein, der saß noch nicht, den Stuhl zurück gelehnt und die Beine über den Gang gelegt. So dass wir quasi immer drüber steigen müssen. Und dann hat er immer seine Hand hochgeworfen und rief ganz laut, ein Kölsch bitte. Durchs ganze Lokal. Das Lokal war voll. Dann bringste ein Kölsch. Dann wollte er einen Kaffee zwischen durch. Dann wieder ein Kölsch. Dann hat er nen Wein bestellt. Dann hat er ein Steak bestellt und für sie ein Huhn. Dann hat er nur rumgemäkelt am Essen. Das nicht, das nicht, jenes nicht. Und immer zwischen durch diese Hand hoch, schnipps, schnipps und nochmal. Dann bin ich an den Tresen gegangen und hab die Rechnung geschrieben. Hab sie hingelegt. Und hab gesagt, ich bitte sie zu gehen. Und dann hat er Geld abgezählt auf den Cent. Und hat es hingelegt und ist gegangen. Da war ich sehr froh. Das erniedrigt einen so. Das ist so der Unterschied zwischen gutem Gast und schlechtem Gast.
O-Ton Axel 333 – 3:57 Da kamen zwei Herren rein und dat war folgendermaßen. Wir ham ne Speisekarte, wo drauf steht, Mittagstisch bis 16°°. So und der kam also ca 20°° kamen die rein. Und dann sagt er, kann ich das haben. Und deutete auf ein Mittagsmenü. Sag ich, kannste nit lesen. Dann deutet er auf ein anderes. Ich sag, hör mal, ich hab dich doch gerade gefragt, ob de dat nicht lesen kannst. Natürlich in nem anderen Ton. Und dann sagte der zu seinem Kollegen. hör mal, ham wir das eigentlich nötig, uns so anrotzen zu lassen. Und dann hab ich auch gemerkt, na ja, die werden wirklich stinkig. Und dann hab ich gesehen, dass sie fast ausgetrunken hatten. Und dann bin ich dann hin, hab denen 2 frische Bier hingestellt, hab gesagt, die sind von mir, und jetzt sagen sie mir mal was se essen. Dann hat er gesagt, en Wiener Schnitzel und ne Bratwurst. Siehste sag ich, et jeht doch.Dann war alles wieder ok. ne. Aber wieder andere sind da hartnäckiger. Die stehen dann auf..
Atmo Musik
O-Ton Axel 111-0.38 Es ist ein schöner Beruf, ein stressiger Beruf, und ein sehr interessanter Beruf. Weil man da viele Leute kennen lernt, die man auf normalem Wege nie kennenlernen würde.
O-Ton Gewerkschafter 15:31 Der Beruf wäre noch viel schöner und interessanter, wenn man mit den Menschen, die diesen Beruf auch ausüben, besser umgeht. Besser bezahlt.
O-Ton Meggie –1-25:57 Es ist auf jeden Fall, so viel Spaß es auch macht, und ich es jetzt auch schon lange mache, kein Job, den ich ewig weiter machen werde. Weil er einfach, das muss man auch mal sagen, wirklich anstrengend ist. Man arbeitet immer bis spät in die Nacht, mein Biorhythmus ist komplett gestört. Ich kann wirklich vor vier nicht schlafen gehen. Es ist nicht gut für den Rücken. Es ist nicht gut für die Füße. Und das über 20, 25 J. zu machen, da muss man schon nen Bandscheibenvorfall in Kauf nehmen.
O-Ton Axel 333-5:52 Mittlerweile ist es ja so, bei diesen häufigen Festivitäten wie Messen oder Christopher Streetday oder Karneval. Das sind Feste, wo fast größtenteils auch immer wieder die gleichen Leute. Oder wenn der FC spielt. Die Fans, die rein kommen. Und dann entwickelt sich auch ne Art Freundschaft. Mich hat man z.B. aus Österreich angerufen, ein Gast und hat mich eingeladen. Oder aus der Schweiz. Also, man lernt die verschiedensten Charaktere kennen. Und deswegen möcht ich behaupten, dass der Köbes an und für sich bald en besserer Psychologe ist, wie die sogenannten studierten.
O-Ton Susanne 13:26 Ich hab ja auch abgegessene Teller abfotografiert. Zwischendurch. Weil ich es unglaublich spannend fand, wie Menschen essen. Wie der Teller danach aussieht. Also manche zupfen und rupfen an dem Essen rum und es ist ein Chaos hinterher. Manche sind so säuberlich und ordentlich. Ich hab einen Architekten, der putzt sein Lammcarree immer. Und die Knöchelchen liegen dann wirklich parallel und es ist eine Pracht dieser Teller. Wirklich toll.
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O-Ton Axel 333 – 6:57 Ach, man erzählt sich aus familiären Situationen, ich hab 3 Enkelkinder. Der andere hat 2 Enkelkinder. Und dann wirste gefragt, ich bin ja nun mal Rentner. Warum gehst du noch arbeiten. Ja, dann sag ich. Du weißt ja wie dat is. Die Jüngste macht hiphop. Der Mittlerste spielt Fussball. Die Älteste geht Reiten. So, dann, der eine will Fußballschuhe. Der will jetzt ein Torwarttrikot. Und dann kommt natürlich die Gegenversion. Und dann erzählen die praktisch aus ihrer Erfahrung. Et gibt immer ein Thema, wo man privat drüber reden kann. Ne.
O-Ton Meggie–3 -0000 Für mich ist es auch immer ne Herausforderung, es macht mir besonders viel Spaß, wenn ich jetzt ne große Gruppe habe mit 9 Leuten, und die wollen dann Essen bestellen, und dann sagen die, wie sie haben keinen Block, Und dann sag ich, ne, ich kann das alles im Kopf. Das wollen wir erst mal sehen. Und das kann ich halt, mittlerweile ist da mein Kopf auch trainiert worden. Also ich kann mir 9 Vorspeisen, 9 Hauptgerichte und auch 9 Desserts merken.
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O-Ton Susanne : 21:17 Gute Gäste nehmen einen wahr. Und die anderen Gäste nehmen einen nicht wahr. Du bist kein Mensch. Du bist jemand der ihnen etwas hinstellt. Der ihnen was Gutes tut und fertig. Die nehmen dich nicht wahr.
O-Ton Axel 333- 12:40 Was ich vermissen würde, wär, irgendwie auch der Stress. Verstehen se? Dat blöken, He, du Arschloch. Geh auf Seite. Und so. Verstehen se. Der Laden ist voll. Dat brummt. Du läufst da durch, hängst, meinetwegen noch in der Scheiße, und dat fehlt irgendwie. Du sitzt zuhause, ruhig, keiner schimpft mit dir. Aber dieses hektische, dann kriegste en Anschiss vom Geschäftsführer, dat gehört auch dazu. Ist momentan vielleicht ein bisschen piefig, aber dann nachher dreht der sich rum, und dann ist das wieder vergessen. Weil die Fehler entstehen ja meistens in der Hektik.
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O-Ton Susanne 8:08 Du hast jeden Tag mit anderen Menschen zu tun. Du hast eine Menschenkenntnis irgendwann entwickelt, die ist unsagbar. Du weißt immer schon, wenn zwei Leute sitzen am Tisch und warten auf andere zwei. Und dann kommen zwei rein und du weißt, ne die sinds nicht. Die passen nicht dazu. Das weißt du. Irgendwann kriegst du das raus. Das lernst du in der Gastronomie und das macht Spaß. Also das Beobachten, das Zugucken wie sich Menschen verhalten. Manchmal ist man ein bisschen neidisch, weil man nicht selber an dem Tisch sitzt, und sich nicht mit unterhalten kann. Es gibt ja manchmal sehr nette Menschen, da würde man gern dabei sitzen.
Atmo Musik E N D E