Gegen ca. 50 ehemalige KZ-Aufseher wird ermittelt, WDR5, Morgenecho und Nachrichten, 6.3.2013
Gegen 50 ehemalige KZ-Aufseher des Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau soll demnächst wegen Beihilfe zum Mord ermittelt werden. Wie die WAZ von der Zentralen Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen in Ludwigsburg erfuhr, sind den Ermittlern dort die Namen und Wohnorte der meist um die 90 Jahre alten Tatverdächtigen bekannt. MüMÜ: Das ist eine Sensation. Bis zum Jahr 2009 ist niemals zuvor ein KZ-Aufseher vor einem deutschen Gericht allein wegen seiner Funktion und seiner damit einhergehenden automatischen Mitwirkung an Massenmorden angeklagt worden. Das änderte sich schlagartig durch den Prozess gegen den KZ-Wächter John Demjanjuk. Der ehemalige Wachmann des Vernichtungslagers Sobibor wurde 2011 als Teil der Vernichtungsmaschinerie wegen Beihilfe zum Mord verurteilt – ohne dass es eines Zeugen bedurfte, um ihm das nachzuweisen. Es reichte aus, dass der Wachmann zu einem bestimmten Zeitpunkt, zu dem Opfer vergast und getötet wurden, im KZ Aufsicht hatte und dadurch die Todesmaschinerie in Gang hielt. Seitdem ist das möglich, was jahrzehntelang versäumt wurde und nun von Ludwigsburg umgesetzt wird: KZ-Aufseher anzuklagen, ohne ihnen per Zeugen eine direkte Tatbeteiligung nachzuweisen.