WDR5- Bücher-Verriss

Redaktion: Ruth Dickhoven / Verriss für „Bücher“ 22.6..2012

Mary L. Longworth: „Tod auf Schloss Bremont“ – Ein Provence-Krimi, Aufbau-Taschenbuch, 17.5.2012, ISBN 656/89823

Tod in der Provence – für mich eigentlich ein todsicheres Krimirezept. Doch diesmal stellte sich das Wohlgefühl durch die Kombination von Lavendel, Zikaden, Aioli und Mord nicht ein. Satzungetüme und Übersetzungsschwächen  zerstörten mein provenzalisches Wohlgefühl. 

 

 

Autorin: Tod in der Provence – mit diesem Titel des Krimis von Mary L. Longworth hat mich der Aufbau-Verlag geködert. Provence, Lavendel, Aioli, Zikaden und ein Mord – da werde ich einfach schwach. Doch dann stellte sich ziemlich bald bei mir Fassungslosigkeit ein. Wer immer dieses aus dem amerikanischen übersetzte Buch lektoriert hat – er sollte sich seine berufliche Zukunft in dieser Branche noch einmal ernsthaft überlegen. Und eines so renommierten Verlags wie Aufbau in Berlin ist dieses Buch schlichtweg unwürdig. Eine harte Kritik, ich weiß. Aber vielleicht hören sie sich ja einfach mal ein paar willkürlich herausgegriffene Zitate an:

Sprecher: „Ohne eine Antwort von Marine abzuwarten, setzte Mme. Joubert oder Mme. Saint-Jean-de-Malte, wie Marine sie bei sich nannte, denn sie sang im Chor der Kirche, seit Marine ein kleines Mädchen war, ihren Morgenruf fort und hängte dabei geschwind ihre Wäsche an Drähten auf, die unter ihren Wohnungsfenstern gezogen waren.“

Autorin: Wäsche, Drähte, Morgenruf, Wohnungsfenster – und alles in einem Bandwurmsatz, da wird einem ja schwindelig. An anderer Stelle heißt es auf die Frage, wie jemand sein Steak gebraten haben möchte:

 

Sprecher: „Wer will blutig, rosa oder blau?….Hände hoch für blau.“

 

Autorin: Seit wann werden Steaks im deutschsprachigen Gebrauch blau gebraten? Gut, ich fand die Formulierung dann im Internet. Doch im Restaurant  dürfte sie so selten sein, dass manch ein Kellner bei einer derartigen Bestellung sicherlich denkt, nicht das Steak soll blau werden sondern der Gast ist es schon. Nein, 25.000mal will man dies wirklich nicht lesen. Auch wenn der AufbauTaschenbuchverlag mit genau dieser Auflage in der kommenden Woche auf den Markt kommen will. Vielleicht ist man dort zwar nicht blau aber doch zumindest blauäugig.