Blutrote Provence, Verriss für Bücher / Literaturmagazin WDR 5

Bestseller-Check von Ingrid Müller-Münch für WDR5, Redaktion Bücher: Pierre Lagrange: „Blutrote Provence – Ein Fall für Albin Leclerc“, Scherz-Verlag, 23.3.2017, 14,99 Euro, 430 Seiten (Pseudonym für Sven Koch)

 Sie ist kaum auszuhalten, diese nicht enden wollende Schwemme an Provence-Krimis. Beteiligt sind so gut wie alle Verlage. Und Titel wie „Trüffel mit Schuss“ oder „Mörderischer Mistral“ lullen verheißungsvoll ein, verströmen Lavendelduft, Urlaubsstimmung und erinnern an zirpende Zikaden, Pastis und heiße Sommer.

Da, ich muss es gestehen, die Provence mein alljährliches Urlaubsreiseziel ist, habe ich kürzlich klein beigegeben und einen dieser meist in strahlendem hellblau gecoverten Krimis in die Hand genommen. Glück gehabt, denn ich bin gleich bei einem gelandet, der nicht nur Wonne und Sonne widerspiegelt. Von einem Detmolder Tageszeitungs-Redakteur und Autor zahlreicher ostfriesischer Krimis unter dem wohlklingenden Pseudonym Pierre Lagrange veröffentlicht, hat er es faustdick hinter den Ohren. So wie sein Protagonist, der Rentner und Ex-Commissaire Albin Leclerc, den purer Zufall an einen Tatort führt. Drei Tote liegen dort in der Landschaft herum, zielgerade durch zwei Schüsse regelrecht hingerichtet.

Die Geschichte mäandert gefällig vor sich hin. Mich hat sie jedenfalls einen Abend lang amüsiert. Weil sie eben nicht nur – wie ich anfangs befürchtete – von anhimmelnder Provence-Verzückung strotzt, sich in Lieblichkeit und oberflächlicher Landschaftsanbetung ergeht. Nein, hier wird tatsächlich ein klassischer Whodunit präsentiert. Mit viel Lokalcolorit. Sicherlich um keinen Deut schlechter, als die unter dem Pseudonym  Bannalec von  einem deutschen Verlagschef höchst erfolgreich geschriebenen Bretagne-Krimis. Kein hellblau- rosarotes Getünche, sondern stabiles Handwerk auf solider Basis.

Wenige Wochen nach seinem Erscheinen jedenfalls steht „Blutrote Provence“  auf der Paperback-Bestsellerliste des Spiegels. Nun ja, so ganz zu Unrecht nicht, wie ich etwas verschämt zugeben muss.