The couple next door / Verriss bei WDR5, Bücher, 18.3.2017

Verriss für WDR5, Redaktion Bücher: Shari Lapena: “The couple next door” / Lübbe, 350 Seiten, 15 Euro, 16.3.2017) Aus dem Englischen Rainer Schumacher

Hymnische Lobeleien entpuppen sich bei dem Krimi „The couple next door“ als Luftblasen, die bei der Lektüre ziemlich schnell zerplatzen. Die kanadische Autorin Shari Lapena hat in ihrem Debut Altbackenes aufgewärmt. Unnötigerweise.

Geradezu hymnisch kündigen die Amerikaner dieses Krimidebut einer kanadischen  Rechtsanwältin an. Nominiert wurde der Thriller in den USA und Great Britain für alle nur denkbaren Preise, stand wochenlang auf der Sunday-Times-Bestsellerliste. „Hochspannung bis zur letzten verblüffenden Seite“  wurde mir versprochen. Der deutsche Verlag Lübbe startet eine gigantische Marketing-Campagne.

Und ich falle drauf rein.

Was ich da 350 Seiten lang gelesen habe, gibt all denen Recht, die immer behaupten, Krimis seien literarischer Schrott.

In diesem Fall stimmt die Kritik leider. Die Geschichte von „The couple next door“ ist altbacken. Tausendfach in allen möglichen Variationen erzählt. Erst im vergangenen Jahr mit großem Erfolg von der US-Bestsellerautorin Joy Fielding in „Die Schwester“.

Knapp zusammengefasst: Ein Paar verbringt den Abend bei Nachbarn. Der Babysitter hat abgesagt. Und so installieren sie ein Babyphone, horchen ständig, ob ihre Kleine Töne von sich gibt, und alle halbe Stunde gehen Mutter oder Vater rüber und schauen nach dem schlafenden Baby. Dennoch ist es verschwunden, als beide kurz nach 1 Uhr nachts betrunken nach Hause kommen.

Das ist schon sooooo oft erzählt worden. Ohne diese überschwänglichen Vorankündigungen hätte ich das Buch gar nicht erst aufgeschlagen.

Ein Remake mit fragwürdigem Schreibstil. An manchen Stellen wirkte  es, als suche die Autorin hilflos nach Worten. Dann wieder war sie betont auf Distanzierung zu den Figuren bedacht, so dass man  mit niemandem in der Geschichte warm werden mochte.

Ein überflüssiges Buch. Wieso die Amerikaner und Briten so darauf abfahren, erklärt sich mir nicht. Für mich war die Lektüre vertane Zeit.