Mein Paradies – mein Garten, WDR5, Neugier genügt

 

Mein Paradies – ein Garten draußen vor der Stad. Ingrid Müller-Münch beschreibt die Schönheit ihres Paradieses- einem Garten draußen vor den Toren Kölns.Redaktion Gesa Rünker.

 

O-Ton Barbara Oh ist das schön hier!  Guck mal, da der Froschlaich, Grasfrösche sind das. Siehste das da? Ingrid: Die bleiben eh nicht bei euch, die kommen zu meinem Teich rüber (B. lacht) wie letztes Jahr. B: Warten wirs mal ab. Und da kommen jetzt die Sumpfdotterblumen raus. Ingrid: Haste gesehen, dass die Magnolie, die Blüten kurz vorm aufplatzen sind? B: Ähä. Das ist alles kurz vorm Aufplatzen. Ingrid: Aber wieso sind Deine Narzissen geblieben, versteh ich nicht?  Weil die anderen haben die Kaninchen ja alle gefressen.

 

Autorin: Sie können sagen was sie wollen, sie können versuchen mich zu bestechen, mich zu umschmeicheln – es wird nichts nützen. Ich werde auf keinen Fall verraten, wo diese Fachsimpelei stattfand. Denn dann wüssten sie ja, wo mein Paradies liegt. Dass es mit dem Fahrrad gut von der Kölner Innenstadt zu erreichen ist, soviel darf ich sagen. Dass es in Rheinnähe liegt, auch. Aber mehr nicht. Sonst wollen alle Städter ein Stückchen von dem Paradies mit nutzen – und dazu ist es einfach zu klein. Gerade groß genug für uns alle, für uns neun / zehn Leute. Mal sind wir mehr, mal weniger, mal kommt uns ein Partner abhanden, mal kommt ein neuer dazu. Aber der harte Kern von uns 8en, die dieses Stückchen Land draußen vor den Toren Kölns vor etwa 30 Jahren für einen Apfel und ein Ei erworben haben, dieser harte Kern ackert und rackert auch heute noch. Und das mit dem größten Vergnügen, wie einer der Hobby-Gärtner erklärt:

 

O-Ton Dirk Der Garten ist Hoffnung und Anker und es macht auch Spaß zu sehen, wie die Sachen wieder anfangen zu wachsen. Die Hummeln kommen raus. Zumal wir ja nicht zur Landbevölkerung gehören, ist das für uns natürlich was ganz besonderes. Wir pflanzen ja auch keine Zwiebeln, weil wir darauf angewiesen sind, weil wir sonst keine Zwiebeln essen könnten. Sondern einfach nur, weil es Spaß macht. Alles nur aus Spaß.

 

Autorin: Genau, wir machen alles nur aus Spaß. Unsere Kinder sind hier groß geworden, haben miteinander gespielt. Jetzt kommen sie kaum noch, bauen sich ein eigenes Leben. Während wir Altgärtner an uns genug haben, uns freuen, wenn wir uns  alle nach einem harten Winter wieder sehen. In Arbeitskluft, mit dreck-verschmierten-Händen. Voller Tatendrang. Auch wenn es schon mal schmerzt, dass die Kartoffeln des anderen größer und schmackhafter geworden sind, die Tulpen des Nachbarn von den Karnickeln verschont wurden, die Maulwürfe sich ausgerechnet den eigenen Rasen für ihre hubbeligen Wegstrecken ausgewählt haben. Denn obwohl das gesamte Gelände uns allen gehört, haben wir es in einzelne Parzellen aufgeteilt. Damit jeder weiß, wo er mit der Hacke ansetzen darf:

 

O-Ton Dirk Ah, haste hier nen Spaten liegen, das ist gut.Ingrid: Da hab ich jetzt Sonnenblumen drunter. Wat machst du jetzt? Dirk: Zwiebeln. Irgendwo muss ich die ja hintun. Ingrid: Und warum tust du die mitten zwischen die Himbeeren? Dirk: Tja, weil ich da brauch ich den Platz für Kartoffeln. Kartoffeln und andere Sachen. Und Zwiebeln ist ja nur an sich so, mh. Hatte ich da schonmal umgegraben hier. Ingrid Und hast auch schon Pferdeäpfel?  Dirk: Ja, jede Menge.

 

Autorin: Der Spaß beginnt schon bei der Anfahrt zum Garten, immer am Rhein entlang.

 

O-Ton-Dirk  Ja die Fahrt hierhin und die Fahrt zurück, das ist Teil des Vergnügens. Das gehört einfach dazu. (Hackt) 3:58 Ich freu mich direkt vom ersten Augenblick. Wenn man direkt am Rhein ist, wie gesagt, das gehört einfach schon dazu. Ich fahr immer mit dem Fahrrad.  Ich war im Winter ja auch hier. Ich hab die Pferdeäpfel drauf geworfen, hab Laub gekehrt jede Menge.

 

O-Ton Erika  Für mich bedeutet der Garten auf alle Fälle Freizeit und dann finde ich das so meditationsmäßig, wenn man im Garten arbeitet. Dann komm ich so zur Ruhe, so vor mich hin son bisschen in der Erde rumwühle, ja, das ist eigentlich der Garten für mich. Weniger lesen oder so, meistens arbeite ich immer.

 

O-Ton Barbara  Ich sag ja immer, ist unsere Garten-WG. Wenn mich Leute so fragen, habt ihr einen Garten? Dann denken die meisten, wir haben einen Schrebergarten. Und Schrebergarten ist ja mit unheimlich viel Regeln, und soviel Vorschriften, Zäunen. Dann ist auch festgelegt, was du da anpflanzen, welchen Teil, wieviel Rasen du haben darfst. Dies darfst du nicht und jenes darfst du nicht. Ich würde nie gerne was machen, wo ich nur Vorschriften hab. Hier bin ich mit netten Leuten zusammen, die ich alle seit langem kenne. Mit denen ich auch sonst privat gerne was mache, und die treffe ich hier. Ich kann mich aber auch zurückziehen. Keiner ist sauer, wenn ich jetzt sage, oh Leute, ich muss jetzt unbedingt mal ein bisschen kratzen und harken und jäten. Das ist für mich keine Arbeit, das tu ich gerne. Und das wird akzeptiert, das ist völlig normal. Ich kann die Gesellschaft suchen, ich kann mich aber auch zurückziehen.

 

 

Autorin: Unsere Garten-Crew besteht ausschließlich aus eingefleischten Städtern, die niemals ganz auf dem Land leben könnten. Die, so wie ich, ihr argentinisches Frühstückscafé gleich um die Ecke brauchen, den italienischen Eisladen nur einen Sprung von der Haustüre entfernt, Kneipen, Restaurants, Bistros – alles fußläufig zu erreichen und an lauen Sommerabend voller Leben, voller Leute aus dem Viertel, die man kennt, die man grüßt, zu denen man sich gesellt. Ich habe einen unserer Garten-Männer gefragt, warum er eigentlich nicht aufs Land zieht, wenn es ihm draußen an der frischen Luft doch so gut gefällt:

 

O-Ton Dirk  Ne, ne. Also das ist ja gerade das Gute. Wir wohnen in der Stadt, und trotzdem haben wir die Möglichkeit, sowas wie eine ländliche Idylle zu erleben. Deshalb wäre es auch unsinnig, hier ein Häuschen hinzusetzen, brauchen wir ja gar nicht, das sind ja nur acht Kilometer bis nach Hause. Und wenn wir abends lang hier sitzen bleiben wollen, dann bleiben wir eben solang sitzen bis Mitternacht und fahren danach nach Hause.

 

 

Autorin: Abends gemeinsam am Tisch sitzen bleiben, schwatzen, diskutieren, den Wein aus dem Wasserbehälter hinter dem Schuppen holen, die Grillkohle anzünden, anschließend mit dem Fahrrad wieder den Rhein entlang, auf einem der Restaurantboote eine letztes Kölsch trinken, ab nach Hause. Müde, erschöpft, glücklich.

 

O-Ton Barbara Das hier ist so ein Polster, das blüht in den nächsten zwei Wochen. Wunderschön lila, wie Schaum sieht das aus. Aber das ist jetzt völlig durchsetzt mit Gras und Moos. Ich muss dem jetzt Luft verschaffen. Deshalb zupf ich hier wie wild in der Gegend rum, in der Hoffnung, dass es demnächst wie ein lila Schaumbad aussieht.

 

O-Ton Ingrid: Oh ist das herrlich! 

 

O-Ton Erika:Dieses Jahr sind ja alle Blumen abgefressen worden von den Kaninchen und deswegen hab ich mich entschlossen, mehr so auf Gemüse wieder zu gehen. Und da hab ich jetzt schon Zwiebeln eingesetzt und Dicke Bohnen und heute kommen Kartoffeln und die ersten Radieschen, ne Möhren. Und dann will ich mal gucken, ob ich mich mal mehr noch wieder aussem Garten versorgen kann. Das mach ich jetzt.

 

O-Ton AutorinSo, ich muss mich jetzt um meine Kartoffeln kümmern, sonst wird dat nix in diesem Jahr. Atmo hacken 6999 2.50

 

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