Vorverurteilungen

Vorverurteilungen

Am 22.6.2012 wurde auf WDR5, Neugier genügt, kurz nach 10 Uhr morgens mein 18-minütiges Feature über Vorverurteilungen gesendet. Redaktion hat Ursula Daalmann.

Wenige Wochen ist es her, da geriet in Emden ein 17-jähriger Schüler in Verdacht, ein elfjähriges Mädchen vergewaltigt und ermordet zu haben. Kurz nach seiner Festnahme war er für die Bild-Zeitung „der miese Kindermörder von Emden“. Ohne wenn und aber titelte das Boulevardblatt „Der Killer ist ein Schüler“. Ein aufgebrachter Internet-Mob forderte bei Facebook seinen Kopf, wollte ihn gleich erschießen, foltern, an die Wand stellen lassen.  Seine Unschuld stellte sich zwar bald schon heraus, doch der Schaden war angerichtet, der junge Mann gebrandmarkt. Einer derjenigen, die auf Facebook zur Lynchjustiz gegen ihn aufgerufen hatten, wurde Ende Mai vom Amtsgericht Emden zu zwei Wochen Arrest verurteilt. Wie entstehen derartige Vorverurteilungen? Was macht eine solche Kampagne mit den Opfern? Und welche Mechanismen lösen sie aus? Ingrid Müller-Münch hat in Gesprächen mit einer Oberstaatsanwältin, einem Medienanwalt, einer Gerichtsreporterin und der Sprecherin des Deutschen Presserates nach Antworten gesucht.