WDR5, Literaturmagazin Bücher, 5.6.2010, Verriss

Der Minuten-Verriss

„Grand Cru – der zweite Fall für Bruno, Chef de Police“ von Martin Walker

Martin Walker: „Grand Cru“, Der zweite Fall für Bruno, Chef de Police, Diogenes, 21,90 Euro, ISBN 978-3-257-06750-7, Ü engl. Michael Windgassen

Vor einem Jahr noch war ich hingerissen von Martin Walker’s neuem Krimihelden, von Bruno, Chef de Police eines kleinen Örtchens im französischen Perigord. Mit seinem Debut hatte Bruno  nicht nur mein Herz erobert, sondern zeitgleich auch  die Bestsellerlisten erstürmt. Durch seine locker-humorvolle Sprache. Aber auch durch den Schauplatz, in dem neben Mord und der Suche nach Motiv und Tätern auch  Gänseleber und Trüffel dem Ganzen die entsprechende Würze verliehen.

Jetzt ist der zweite Fall mit Bruno, als Chef de Police von  St. Denis erschienen. Allein schon der Titel „Grand Cru“ erweckte wiederum meine Neugier. So heißen nur die erlesensten Weine, die aus den besten Lagen. Sollte dies ein Hinweis darauf sein, wie über die Maßen gut dieser Fortsetzungskrimi sein werde?

Leider hat sich hinter diesem hochtrabenden Titel ein ganz gemeiner Tafelwein versteckt. Eine essigsaure Mischung, die so gar nicht zu der feinen Küche des Perigords passt. „Grand Cru“ ist ein lustlos daher erzählter Beinahekrimi über US-Finanzjongleure, die in der Bordeaux-Gegend den französischen Weinbauern das Leben schwer machen. Ein Mord wurde  hineingepanscht,  Öko-Aktivisten und Gegner genmanupulierter Pflanzen an den Haaren herbeigezogen. Diese Mischung ist eingepackt in soviel Klischees über die französische Lebensart und Mentalität, dass der Leser ziemlich bald merkt: So etwas traut sich nur jemand,  der wie Martin Walker kein Franzose ist. Sondern ein im Perigord angesiedelter ehemaliger britischer Journalist.

Wollte Walker möglichst schnell durch eine Fortsetzungsgeschichte an seinen Erstlingserfolg anknüpfen? Wenn ja, so ist ihm das gründlich misslungen. Ein wenig mehr Muße hätte der Geschichte gut getan. Ein Gläschen Grand Cru zur rechten Zeit sicherlich nicht geschadet.