WDR-Bücher-Verriss Elizabeth George

Redaktion Markus Brügge

Elizabeth George: „Wer dem Tode geweiht“, Ein Inspector-Lynley-Roman, blanvalet,  24,99 Euro, ISBN 9-783-764-502461, 122/2010, Ü. engl. Charlotte Breuer und Norbert Möllemann 

 

Genau ein Kilogramm wiegt der Schinken –  und Kenner wissen schon Bescheid: Denn wer außer der US-Autorin Elizabeth George würde sich trauen, den Krimi einer zugegebenermaßen ausgesprochen erfolgreichen Serie derart aufzublähen? Diesmal ermittelt Inspector Lynley auf sage und schreibe 830 Seiten.  Wer soll so ein Buch noch gemütlich unter der Bettdecke eingekuschelt im Arm halten können?

Für ihren Bestseller „Gott schütze dieses Haus“ hatten Elizabeth George 1988 nur  382 Seiten genügt.  Später dann wurden es immer mehr, von 480 stieg die Dicke ihrer Bücher auf 666, 764 und ist nun bei 830 Seiten angelangt. Vor Jahren habe ich sie in einem Interview gefragt, warum dies so sei. Nun ja, meinte sie, daran sei der Computer schuld. Früher hätte man Korrekturen, Ergänzungen oder Streichungen in Manuskripten mit Stift und Schere ausführen müssen. Herumgeklebt, herumgeschnibbelt, alles neu tippen müssen. Ein mühseliges Geschäft. Heute ginge das Ruckzuck mit dem Computer. Da fließe alles so dahin, könne verschoben werden nach Herzenslust.

Der Leser hat das Nachsehen. Jedenfalls bei dem soeben erschienen Krimi „Wer dem Tod geweiht“. Nach etwa 450 Seiten war ich es leid, mich mit den Outfit-Probleme der burschikosen Inspektorin Barbara Havers  zu befassen – und habe, als wegen des Gewichts dieses Schmökers inzwischen auch meine Arme eingeschlafen waren – nach 450 Seiten  die nächsten 150 überblättert. Und siehe da – ich hatte nicht einmal den Anschluss verpasst.