Nazi-Verbrecher, WDR5, Neugier genügt, 20 Minuten Feature

Redaktion Ursula Daalmann /Feature 20.12.13/ Neugier genügt

 Warum erst jetzt?

Fast 70 Jahre nach Kriegsende wird endlich mit Elan nach NS-Verbrechern gefahndet.

 Am 20. Dezember 1963, heute vor genau 50 Jahren, begann im Plenarsaal des Frankfurter Römers der erste große sogenannte Auschwitz-Prozess. Damals schon versuchte der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, die in den Vernichtungslagern begangenen Morde als eine Gesamttat zu werten, an der jeder aus der Lagerverwaltung mitwirkte – ob er nun in der in  der Kleiderkammer oder beim Aufsichtspersonal tätig war. Bauer kam damit nicht durch. Die Konsequenz: Jahrzehntelang wurden die Verbrechen von Nazi-Tätern vor Gericht scheibchenweise in Kleinst-Taten zerlegt. Solange, bis kaum noch etwas übrig blieb. Und immer wurde so getan, als müsste dies so sein. Bis zum Jahr 2009, als sich diese Sichtweise plötzlich durch den Prozess gegen den KZ-Wächter John Demjanjuk radikal änderte. Seitdem wird versucht, auch die letzten noch lebenden KZ-Schergen vor Gericht zu stellen. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum startete die Plakataktion „Operation Last Chance II“. Die Bevölkerung wird aufgerufen, bei der Suche nach möglichen Tätern mitzuhelfen – bei einer ausgesetzten Belohnung von 25.000 Euro. Was ist geschehen, dass plötzlich so ein Eifer an den Tag gelegt wird? Wodurch entstand die neue juristische Sichtweise? Ingrid Müller-Münch beschreibt den mühseligen Weg hin zu einem angemessenen strafrechtlichen Umgang mit KZ-Aufsehern.