Donna Leon: „Geheime Quellen“, auf „Bücher“, WDR 3, 27.5.2020

Donna Leon: „Geheime Quellen“, Commissario Brunett5is 29. Fall, Diogenes 27. Mai 2020m Übersetzung aus dem amerikanischen Werner Schmitz, 316 Seiten, 24 Euro

Teasertext

Fade war sie die letzten Male. Ihrer Stadt Venedig überdrüssig. Und ihr Commissario Brunetti wirkte lustlos, auserzählt. Doch irgendwas hat sich diesmal geändert. In Donna Leons 29. Fall kommt plötzlich wieder Drive in die Geschichte.

Beitragstext:

Gut, die Story ist traditionell aufgebaut, eiert aber nicht einfach so vor sich hin. Das war nämlich mein Eindruck bei den letzten venezianischen Krimis von Donna Leon. Vielleicht kommt der neue Schwung ja daher, dass die Amerikanerin ihren Wohnsitz in die Schweiz verlegt hat. Dorthin, wo sie nicht im Hochsommer von Touristen bedrängt wird, die sich in der Hitze durch die engen Gassen schleppen und keinen Raum mehr für Einheimische lassen.

Alle sind wieder dabei, Brunetti, sein uniformierter Begleiter, die alles wissende Signorina Elletra. Schweißgebadet und immerzu durstig, die Achseln durchnässt, die Kleider klebend – so begibt sich Brunetti diesmal in ein Hospiz zu einer sterbenden jungen Frau. Die hatte nach der Polizei verlangt, mit ihren letzten Atemzügen haucht sie dem Commissario ins Ohr, das mit dem tödlichen Motorradunfall ihres Mannes vor einigen Wochen irgendetwas nicht stimmt.

Und da sonst nur ein paar klauende Gören den Commissario ablenken, widmet er sich dieser Sache und rollt damit das auf, was Donna Leon am besten kann: Ein klassisches Whodonit, die Suche nach dem Täter und demjenigen, der beinahe die ganze Lagune gefährdet und vergiftet hätte.

Es versteht sich von selbst, dass „Geheime Quellen“ wieder die Krimicharts stürmen wird. Ob berechtigt oder nicht wurde bei Donna Leon noch nie hinterfragt. Sie ist einfach immer dabei. Diesmal zumindest nicht ganz unberechtigt.