Das Coronavirus hat nun auch den Krimi infiziert. Der soeben erschienene Roman „Der gute Samariter“ verpackt die Pandemie in eine faszinierende Kriminalstory, ohne den Mundschutz und die nötige Distanz zu vergessen. Mein Rat: Eintauchen und Mitreißen lassen. Egal ob geimpft oder schon genesen.

Wer will sich schon seine Story durch Corona kaputt machen lassen? So denken offenbar viele Krimiautor:innen, denn häufig laufen Ermittlungen in fiktiven Mordfällen noch immer so ab, als hätte es keinen Ausnahmezustand gegeben. Als wäre die Pandemie eine lästige aber zu ignorierende Erscheinung. Doch in dem soeben erschienen Krimi „Der gute Samariter“ wird das Virus souverän in die Handlung mit eingebaut. Die Autoren sind Profis, zählen zu Schwedens besten Drehbuchschreibern. Und Teile der Serie um zwei Stockholmer Ermittler wurden vom ZDF verfilmt.

Cilla &Rolf Börjlind: „Der gute Samariter, btb, 9.5.2022, 16 Euro, Übersetzung aus dem Schwedischen von Susanne Dahmann und Julia Gschwilm

Das Coronavirus hat nun auch den Krimi infiziert. Der soeben erschienene Roman „Der gute Samariter“ ist beileibe nicht der einzige, der sich mit fiktivem Mord- und Totschlag unter Pandemiebedingungen befasst. Doch diesmal bestimmt Corona den Handlungsbogen. Auffallend die Selbstverständlichkeit, mit der zwei der besten schwedischen Drehbuchautoren das Virus in eine packende Story integrieren. Es wird auf Distanz geachtet, Mundschutz getragen, selbst bei Vernehmungen rückt man die Stühle auseinander. Kriminalbeamte ziehen sich aufs Land zurück, Polizeistationen verweisen.

In der 7. Folge der schwedischen Serie um die Ermittler Olivia Rönning und Tom Stilton ist die schwedische Welt im Lockdown. Und dennoch, es muss ermittelt werden. Gerade jetzt! Olivia Rönning, eine der bedeutendsten Stockholmer Kommissarinnen, ist verschwunden. Tom Stilton, Kollege und guter Freund, nimmt dies zum Anlass, aus der selbstgewählten Corona-Isolation wieder zurück nach Stockholm zu kehren. Während das Haus, in dessen Keller Olivia Rönning gefangen wird, in Flammen aufgeht, nähern sich ihre Kollegen einer Schwurblergemeinschaft der Extra-Klasse. Eine neue Weltordnung soll her, die Impfung ist nur dazu da, die Menschheit zu verblöden und gefügig zu machen. Wie eine Art Kollateralschaden wird, um dieses Ziel zu erreichen, gemordet was das aus Eisenkraut gewonnene Gift hergibt. Während klammheimlich Impfdosen vertauscht, alte Morde gelöst werden und der Hauptermittler auf der Intensivstation um sein Leben kämpft.

Selten wurde so gelassen das Thema Corona und seine Folgen in unaufgeklärte, altbackene Mordfälle integriert, deren Schleifspur den Weg ins Hier und Jetzt weisen. Mein Rat: Eintauchen und mitreißen lassen. Egal ob geimpft oder genesen.