Vandalismus-Feature, 18 Min. WDR5, Neugier genügt, 19.10.09

Sie hausen wie die Vandalen. So heißt es über Menschen, die Zerstörung und Chaos anrichten. Auf zwei bis drei Millionen Euro beziffert  die Kölner Polizei den Schaden, der durch eine solche Zerstörungswut  jährlich in ihrem Zuständigkeitsbereich anfällt. Fast die Hälfte dieser Summe entsteht durch willkürliches Zerkratzen und Zertrümmern von PKWs. Durch abgeknickte Radioantennen, zerschlagene Scheiben. Etwa 20 Prozent der eingegangenen Strafanzeigen basieren auf Graffiti-Schmierereien. Sascha, einer derjenigen, die für einen derartigen Vandalismus bestraft wurden, will zwar nicht gerne mit seinem richtigen Namen im Radio genannt werden. Erzählte Ingrid Müller-Münch aber bereitwillig, was ihn zu seiner Tat bewog. 

 

Atmo: Gegröhle, Scherbenklirren,

O-Ton Vandsascha-1- 3:33

Wir waren halt auffem Geburtstag gewesen. Und da ham wir auch wieder Alkohol getrunken. Und dann hat noch der FC gegen Gladbach verloren an dem Tag. Un dann war die Party vorzeitig vorbei. Und alle waren sauer. Und alle waren gut angeheitert. Und als wir dann da raus kamen, gab‘s sone kleine Stimmungsexplosion. Un dann ging es da zur Sache, flogen da Flaschen.  4:12 Es wurden Autospiegel kaputt getreten, Scheibenwischer abgetreten, halt Beschädigungen an Autos, die da an der Straße standen, oder um die Ecke.

 

Atmo Gegröhle Gesplitter hochziehen

 

O-Ton VandPolizei – oooo

Mein Name ist Gunnar Höhmann. Ich bin Leiter der Kriminalinspektion 5, hier im Polizeipräsidium Köln. 1:01 Also Vandalismus wird in unserer Statistik nicht gesondert ausgewiesen. Wir erfassen diese Straftaten alle unter dem Oberbegriff Sachbeschädigung. Das beginnt bei Grafitti und Scratching. Geht weiter über die mutwillige Zerstörung von Bushäuschen. Vorsätzliche Inbrandsetzung von Mülleimern. Aufschlitzen von Sitzen in Bussen. Aber insbesondere auch Straftaten in Zusammenhang mit Kraftfahrzeugen. Wo also PKWs zerkratzt werden. Wo einfach die Antenne abgeknickt wird. Oder die Aussenspiegel abgetreten werden. 

 

O-Ton Vandsascha 1-10:56

Naja, ich sach mal so. In dem Zustand klar, man hat sich da toll gefühlt. Ne, hey, und hier mit den Händen hochgegangen. So. In dem Zustand damals hat‘s allen Spaß gemacht, da rum Randale zu machen. Aber im Endeffekt im ganz normalen Zustand, im allgemeinen Zustand, in dem ich jetzt bin, macht‘s keinen Spaß mehr. 

 

Atmo Musik Hiphop passend zu Scratching

 

O-Ton-Vandschüle 0:16

Mein Name ist Jürgen Schüle. Ich bin beim Jugendamt der Stadt Köln.  1:07 Also Vandalismus ist natürlich zunächst von aussen betrachtet ein sinnloses, mutwilliges Zerstören von fremdem Eigentum oder von öffentlichem Eigentum und zunächst ist kein tieferes Motiv erkennbar. Vandalismus ist ein Alltagsphänomen. Vandalismus wird nicht nur von Jugendlichen verursacht. Sondern eben auch von Erwachsenen. Wenn wir Zahlen nehmen,  an allen Tatverdächtigen 2008, so sagt die Kriminalitätsstatistik, nehmen die unter 18-jährigen 30% ein.  Der Rest sind also Erwachsene. Also auch die Schadensverursachung jetzt in Euro gedacht, wird im Wesentlichen von den Erwachsenen verursacht und weniger von den Jugendlichen. Trotzdem haben wir im Vergleich von 2007 auf 2008 einen Anstieg von 4,46% im Bereich der Sachbeschädigung, verursacht von den unter 18-jährigen. 4:04 In Köln  2008 hatten wir 749 unter 18jährige, die Sachbeschädigung betrieben haben.

 

 

O-Ton-Vandsascha 1- 0:22:

 Ich bin 17 Jahre alt. Ich hab eine Ausbildung angefangen. Bin jetzt im zweiten Lehrjahr als Baumaschinenschlosser.  Also meine Freizeit verbringe ich hauptsächlich: ich spiel Fußball im Verein. Und ich schraube gerne an Motoren, an Rollern und sämtlichen Motorgeräten Ich hab viele Freunde. Wir haben son kleines Grüppchen unter Jungs. Alles Gleichaltrige.  Alle außem gleichen Viertel.  1:35 In der Woche sind wir halt alle arbeiten. Und am Wochenende ham wir dann vom Fußball en Spiel. Und nach dem Spiel jen wir en Bierchen trinken. 1- 2:04  oder unternehmen was. Fahren mal ins Schwimmbad am Wochenende oder gehn uns irgendwat angucken. Im Kino simmer seltener. Aber auf irgendwelche Events gehen wir schonmal hin. Keine Musikevents. Irgendwelche Aktionen, Feste, Dorffeste und Kirmes. Sowas. 

 

Atmo Musik

 

O-Ton-VandSchumacher 000

Mein Name ist Georg Schumacher. Ich bin bei der Rheinbahn zuständig für die Unternehmenskommunikation. Und habe von daher auch viel damit zu tun, der Öffentlichkeit zu erklären, was Vandalismus ist.  0:29  ja. würde ich mal unakademisch sagen, das es jede Form von Veränderung an unseren Fahrzeugen, an Bezügen, an Mauern, an Häuschen von uns, an Haltestellen ganz wichtig. Die wir nicht haben wollen, die wir nicht beauftragt haben. Und dann sind wir bei der ganzen Palette über sinnlose Zerstörung bis hin zu vermeintlich künstlerischen Veränderungen, die wir natürlich auch in grosser Zahl haben.  1:00 Das sind Grafittis, das ist aber auch Scratching. Also das beliebte Zerkratzen von Scheiben. Sei es an Haltestellen, sei es in den Bahnen. Manchmal völlig wahllos ohne erkennbares Muster. Manchmal aber auch mit irgendwelchen Buchstaben oder Symbolen.

1:42 Also, dass selbst üble Verschmutzungen, das Zerreisen von Papier in Tausend kleinen Schnipsel, die Apfelkitsche die man liegen lässt. Damit fängt eigentlich Vandalismus an. 2:30 Und dann geht  es die Reihe weiter, über jede Form von übermäßigem Verschleiß.  Füße auf den Sitzen, Verschmutzung. Man lässt ne halb volle Bierflasche irgendwo stehen. Bis hin zu richtig üblen Geschichten, wo großflächig Dinge zerkratzt werden, wo großflächig Dinge besprüht werden. Wo man mit einem Lackstift riesige Flächen innen oder außen an den Fahrzeugen mit irgendwelchen Zeichen, manchmal einfach nur Schmierereien, also Undefinierbarem versieht. Und gipfelt eigentlich am Ende in blinde massive Zerstörungswut. Dass ganze Wartehäuschen, Haltestellen, Ausstattungen zertreten werden, richtig aus den Fundamenten gerissen werden.

 

O-Ton Sascha 1- 5:05

Irgendein Nachbar hat dann die Polizei gerufen. Und die haben uns dann auch direkt schon angehalten und dann wussten wir eigentlich schon, was Sache war. 5:36 Wurden nur die Personalien aufgenommen, danach war erstmal warten. Und dann hatte ich ne Vorladung. Dann musste ich dahin, musste schildern, was da los war. 7:04 Jetzt bezahlen wir halt jeden Monat eine feste Summe. Ich bezahl 50 Euro. Der schaden insgesamt liegt bei ca. 800 Euro. Den teilen wir uns zu zweit. Von meinem Gehalt bezahl ich die. 7:46 Ich hab Scheiße gebaut und die 50 Euro, die sind im Monat weg. Damit hätte ich auch was anderes machen können. Sag ich mal, für mich persönlich,d adurch kann ich nur lernen. Weil im Endeffekt, jeden Monat die 50 Euro, das merkt man dann schon.

 

Atmo Musik

 

O-Ton Vandpolizei Höhmann 4:21

 Wir haben bei jungen Leuten das Problem der peargroup. Dass also diese Straftaten aus dem gruppendynamischen Prozess heraus entstehen. Z.B. wenn junge Leute sich in Fahrzeugen befinden des öffentlichen Personen-Nahverkehrs. Einer fängt an. Die anderen finden es cool und machen dann plötzlich mit .Ähnlich sieht es natürlich auch dann aus, wenn Scheiben zertrümmert werden. Wenn Alkohol im Spiel ist sind diese Gefühle noch sehr viel stärker ausgeprägt. So dass es vermehrt unter Alkohol oder auch Betäubungsmitteleinfluss zu solchen Straftaten kommen wird. Es sind aber auch teilweise einfach Reaktionen, Frustrationsreaktion, weil etwas gerade nicht gepasst hat. Und dann kratzt man eben mal mit dem Fahrzeugschlüssel an Fahrzeugen vorbei. 

 

O-Ton Vandsascha 2-o:15

Also ich muss sagen, wenn  man ganz alleine ist, da kann eigentlich gar nix passieren. Aber wenn man in der Gruppe ist, wie damals der Fall gewesen, alle gut angeheiert, und das is so wie ne kleine Kettenreaktion. Wie son Chor, im Stadion, wenn einer anfängt zu singen, fangen alle an zu singen. Alleine würd das nicht passieren. Auf keinen Fall. 

 

O-Ton Vandpolizei Höhmann 1:46

Vorwiegend sind es jüngere Menschen, also Jugendliche, Heranwachsende, aber auch junge Erwachsene. Wir ham  aber auch schon die Fäll gehabt, wo z.B. Fahrzeuge durch Personen mittleren Alters zerstört worden sind. Oder beschädigt worden sind. Wo ganz einfach jemand von der KVB-Haltestelle nach hause gegangen ist und hat mit seinem Haustürschlüssel ganze Reihen von Fahrzeugen zerkratzt.

 

O-Ton VandSchumacher 3:51

Wir haben mal versucht, den Schaden der bei uns tatsächlich entsteht, den wir also auch beseitigen, so zu quantifizieren und kommen etwa auf ne Schadenshöhe von 1.5 – 2 Mio. Schadenshöhe im Jahr. Das ist ungefähr der Gegenwert von einer ganzen niegelnagelneuen Strassenbahn. Nicht ganz. Aber dass man sich mal vorstellt, was wir hier haben.  Oder 8 Linienbusse könnte man davon kaufen. 

 

Atmo Musik

 

O-Ton VandSascha 9:20

Ja und wenn man dann immer von den Erwachsenen so negativ dargestellt wird, immer Vorwürfe gemacht bekommt, dann wird man schon wütend und aggressiv.

 

O-Ton Vandschüle 4:36

Die Ursachen für Vandalismus sind unglaublich vielseitig. Die Ursachen für Vandalismus kann man einmal in destruktivem Zeitvertreib finden. In dem eben eine sinnvolle Freizeitgestaltung fehlt. Dann kann es eine aggressive Abreaktion sein von Wut. Wut die entsteht, durch zB. Mobbing innerhalb der peargroup. Oder Gewalterfahrung im Familienleben. Das ist ein starkes Symptom dafür, wenn Menschen, vor allem junge Menschen Aggression nach außen tragen, die sich dann in Gewaltdelikten äußern. Oder auch in Vandalismus oder Sachbeschädigung. Es gibt auch die Form des Imponiergehabes. Dass einfach einer nur angeben möchte. Dann gibt es die Mutprobe als Ursache für Vandalismus. Dass eben die peargroup dem entsprechend Aufgaben stellt um in die Gruppendynamik mit aufgenommen zu werden. Dann gibt es auch einen bestimmten Gruppenzwang. Dass Parkbänke beschädigt werden. Dass die öffentlichen Verkehrsmittel beschädigt werden. Ein einzelner Jugendlicher in manchen Gruppen würde so nie Sachbeschädigung begehen. Nur aus der Gruppe heraus.

 

O-TonVandsascha 14:35

Nur, wenn man da so steht, mit den Händen. Und alle deine Kumpels, die brüllen dasselbe Lied, brüllen denselben Ruf. Und alle machen das gleiche, stehen da in einem Riesenchor. Man fühlt sich da wie son, wie im Film, also. Als ob man da im Fußballstadion stände, bei den Ultras, und würd da richtig mal alles rausschreien, zum Beispiel. Ja, wir brüllen irgendwelche Rufe, da keine Ahnung, kommt alles zusammen, vom Schlager da, wat weiß ich. Also, da wird alles gebrüllt, von irgendwelchen Fußballrufen, alles.  15:36 Also so Ballermann. Da wird dann über die Straße gesungen, alles. Un immer FC.Köln,  (singt) Und wir schmeißen, Stein auf Stein, auf die Elf vom Niederrhein. Scheiß Borussia, Mönchengladbach, denn du bist ein Scheißverein. Und dann flippen dann alle da aus. 

 

O-TonVandpolizei 0:15

Mein Name ist ..Rodowski. Ich bin stellvertretender Dienststellenleiter hier im Kriminalkommissariat 5.  O:33 Wir sind zuständig für das Thema Grafitti und ein Teilbereich des Themas Graffiti ist auch das Thema Scratsching und Arbeiten mit Säure, also Edging. 5:50Wir hatten vor zwei Jahren mal, dass eine Gruppe von 50 Hooligans durch die Schildergasse zog und dort Stühle Tische umwarf, in Fensterscheiben warf. 6:22 Bei diesen Hooligans ist das blinde Zerstörungswut. Anders kann man das nicht bezeichnen. Die Motivation ist einfach, ich will zerstören, ich will auffallen, ich will für Ärger und Randale sorgen. Die hauen sich mal gerne. Man trifft sich halt in den Stadien, zu Körperverletzungsdelikten. Wir kämpfen jetzt gegen den FC unter diesem Motto läuft das eigentlich. Das hat aber mit dem Täterklientel in Köln, die Sachbeschädigung an KFZ oder an Häuserwänden Grafitti begehen überhaupt nichts zu tun. 

Atmo Musik

 

O-Ton Vandsascha16:43

 Frustration oder so. Wenn mir was nicht passt. Wenn ich irgendwie gestresst bin oder  en schlechten Tag halt habe auf der Arbeit zum Beispiel oder das und das war halt nicht die beste Nachricht. 13:11 Ich bin ein Typ, ich brauch eigentlich immer was zum auslassen. Also, ich hab auch sehr viel Wut in meinem Körper. Nur das probier ich dann bei meiner Arbeit herauszulassen. Oder beim Fußball. Mittlerweile probier ich das so. Früher hab ich vor de Wand geboxt, wenn ich sauer war wie en Irrer, bis mir die Hände aufgeplatzt sind. Nur heute frag ich mich nochmal ein bisschen nach‘em Verstand, dann geh ich zum Fußballtraining, fackel mir den Hintern auf und dann am Ende des Tages gehste ins  Bett und is gut. 

 

O-TonVandschüle 8:58

Letztendlch ist Vandalismus oder eine Sachbeschädigung im öffentlichen Raum nichts anderes als ein Hilfeschrei. Gerade wenn es sich um einen Einzelnen handelt. Der Jugendliche macht darauf aufmerksam, ich hab was in mir, mit dem komme ich nicht zurecht und das äussere ich dadurch, dass ich eben auf mich aufmerksam mache.  Einzelne Jugendliche, die ein Problem haben, die gehen auf die Strasse und äussern sich so. Was man in dem Zusammenhang sagen kann, es sind überwiegend Männer. Männer, die Vandalismus betreiben. Die Psychologen stellen fest, so ist der heutige Stand, dass Frauen oder Mädchen mit ihren Problemen so umgehen, dass es sich erst mal bei sich belassen. Und dann in Form von Autoaggressionen, Selbstverletzungen äussert. Wir haben viel mehr Mädchen, die eben sich die Arme aufritzen. Mit Erfahrung von Gewalt in der Familie und sexuellem Missbrauch. Die Jungs ritzen weniger. Die Jungs gehen eher raus und zertrümmern eben ne Parkbank, oder zertrümmern ne Telefonzelle. Scratchen irgend was. Scheiben oder solche Dinge.

 

Atmo Musik

 

O-Ton VandSascha 6:54

Man läuft im Endeffekt nur auf der Straße rum. Und wird überall vertrieben. Die Erwachsenen beschweren sich. Es wird sehr sehr schlecht über die Jugend gesprochen. -2-2:10 Wo wir nochwas jünger waren, da war das noch nicht so mit, wir gehen in die Wirtschaft, weil man ist noch was jünger, und mit Gesetz und hier und da. Und dann hat man auf der Straße, auffen Spielplätzen sich getroffen. Und am Wochenende wird dann ein paar Bierkästen gekauft.  2:44 Kam öfters mal die Polizei. Wir sollen darunter gehen. Und wir haben uns dann auch, weil bei uns hier im Viertel haben wir nix, wo wir uns mal hinsetzen können. Das einzige, wo man sich hinsetzen kann ist bei uns vorm Vereinsheim. Sieht aber auch nicht immer so toll aus, wenn dann die ganzen Jugendlichen da hängen. 

 

O-Ton Schumacher 19:29

Ich glaube es ist ne ganz breite Palette aus beginnend im negativen Bereich von Frust, von Unzufriedenheit, von Wut bis hin zu so ner stoischen Gleichgültigkeit nach dem Motto ich will jetzt meine Füsse da drauf tun, weil es bequemer ist und ihr könnt mich alle mal. Da hält mich jetzt keiner davon ab. Und geht dann weiter über Leute, die schon so ein Mitteilungsbedürfnis haben. Dass sie dann irgend welche Hieroglyphen hinterlassen, irgend welche Zeichen erfinden, die praktisch ner Unterschrift geichkommen. Diese Techs und diese Dinge, wo man sagt ich war hier. Das ist ja scheinbar im Menschen tief angelegt, wenn man sich die ersten Höhlenmalereien anguckt. Oder Bäume. Früher wurden irgend welche Initialen in Bäume geritzt. Und heute ritzt man das in unser Scheiben. Bis hin zu vermeintlichen oder tatsächlichen Künstlern, die dann grossflächige Grafittis aufbringen und die ganze Bahn innerhalb von einer Std. oder so umlackieren. Das macht dann besonders viel Freude, wenn sie die ganzen Gummidichtungen auch wieder befreien müssen davon.

 

Atmo Musik

 

O-TonVandsascha 4:14

Irgendwann wurde et dann von drei vier Mann, wurde et wat mehr. Da hat man sich im ganzen Viertel getroffen. Und dann gabs immer zwei drei vier selben Stellen, wo man sich dann aufhält in der Woche, sowie am Wochenende. Und im Endeffekt sah es nie so toll aus. Weil am Wochenende wurde mal ein Bierchen getrunken, mehrere Bierchen. und dann standen da die Kästen rum. Auffem Spielplatz zum Beispiel. Und da kam auch mehrmals die Polizei. Haben uns da runtergeschickt. Und wir wussten nie halt wohin. Quasi hingen wir auf der Straße, ne.  4:54 Ist heute immer noch so. Wir hängen zwar nicht mehr auf der Straße. Sind jetzt mehr auf Parties. Oder, was weiß ich. Aber für nächste Jugend, kann ich nur sagen, seh ich schon schwarz. Es gibt gar nichts bei uns.  Unsere Nachfolger die werden, wenn et wirklich so weiter geht hier mit keine Einrichtungen für die Jugend, dann wird dat noch schlimmer.

 

O-Ton-Vandschüle 17:31

Was wir natürlich feststellen ist, dass in sozial schwachen Familien in dem die soziale Kompetenz im Umgang untereinander und miteinander nicht so ausgeprägt ist und so geschult ist, wie es vielleicht nützlich sein kann für ein Familienleben. Dass dadurch wesentlich mehr Aggressionen entstehen, mehr Gewalt entsteht.  In gehobeneren Familien oder Akademikerfamilien kann es auch ne Rolle spielen, dass zum B. die Erwartungen der Eltern an den jungen Menschen viel zu hoch angesetzt sind. Und der junge Mensch ne Frustration erlebt, in der Gestaltung seiner Bildungsbiografie. Und dass er eben scheitert. Und aus dieser Frustration heraus kann genau so Wut entstehen, die der junge Mensch dann nach außen trägt. Es geht letztendlich immer um Benachteiligung. Benachteiligung führt dazu, dass man eben Wut entwickelt, dass man Aggression entwickelt. Und die äussert sich in irgend einer Art und Weise.

 

Atmo Musik Scratching

 

O-Ton Vandsascha 7:16

Wir haben dann auch damals, eine Wirtschaft, da saßen wir immer davor, da hat uns der Wirt mal eingelanden, wir sollen mal reinkommen. Der hat uns dann aus dem Schlamassel rausgeholt. Der hat gesagt, könnt gern hierhin kommen, trinkt ihr euch ein Colabier. Könnt hier kegeln, wenn ihr wollt. Und hat auch mit uns zusammen gearbeitet. Wir haben für den Prospekte ausgetragen, haben dann anschließend so und soviel freie Getränke bekommen. Wir haben bei uns im Viertel hier ein Dorfturnier, da hat der Mann uns gesponsert. Fußballturnier. Der Mann hat den ersten Schritt gemacht, uns aus der Klemme zu holen. Der hat uns sozusagen von der Straße geholt. Und dann saßen wir ein paar Monate da, jedes wochenende. Haben unseren Spaß gehabt. Die älteren Leute haben am Anfang zwar geguckt. Aber der Wirt hat direkt gesagt, so und so. Mit den Jungs kann man arbeiten. Und dann waren wir quasi da direkt aufgenommen. So. 

 

O-Ton Schüle 27:12

Eine gute Möglichkeit Vandalismus zu verringern ist, die Beteiligung der Jugendlichen in der Gestaltung des öffentlichen Raums. 30:04 Die Jugendlichen wollen ungestört sein. Die Jugendliche wollen einen Ort für sich, der für die meisten nicht einsehbar ist. Die Jugendlichen wollen nicht beobachtet sein. Die Jugendlichen wollen einen Raum, in dem sie Musik hören können, in einer Lautstärke die ihnen passt. Die Jugendlichen fragen uns oft, ob man nicht ne Bank anbringen kann. Ob man nicht nen Tisch anbringen kann. Wobei der Tisch meist nur als Sitzgelegenheit genutzt wird. Dann eben Bolzplätze, Fussballplätze sind sehr gefragt. Um dann auch tatsächlich Fussball zu spielen. Nicht nur um sich dort aufzuhalten, sondern eben auch um Fussball zu spielen. Das Wichtigste ist wirklich geschützt zu sein vor der Erwachsenenwelt, unbeobachtet zu sein.

 

O-Ton VanSascha 6:03

Ein Plätzchen, was vielleicht teils überdacht ist, wo man sich auch im Regen hinsetzen kann. Ein paar Bänke. En Aschenbecher. Am besten so, dass es inner Wohnsiedlung ist, sondern am besten irgendwo abgelegener, wo es auch mal ein bißchen lauter werden kann. Das hätte vollkommen gereicht. Da hätte man sich aufhalten können am Wochenende, in der Woche. 6:36 Also wenn wir sowas damals gehabt hätten, kann ich nur sagen, dann wär auf jeden Fall viel anders gelaufen und da wären einige Sachen, die gelaufen sind, niemals passiert. 

 

Atmo Musik auslaufend

 

E N D E