In der letzten Lebensphase – geborgen und gut aufgehoben
In der letzten Lebensphase – geborgen und gut aufgehoben
Ein Düsseldorfer Seniorenwohnstift bietet Komfort, Freundlichkeit und Hotalatmosphäre zu einem bezahlbaren Preis. Von Ingrid Müller-Münch
Sendedatum 8.9.09
Ingrid Müller-Münch an Dr. Ingrid König, Neugier genügt, WDR5
Feature:
In der letzten Lebensphase – geborgen und gut aufgehoben
Ein Düsseldorfer Seniorenwohnstift bietet Komfort, Freundlichkeit und Hotalatmosphäre zu einem bezahlbaren Preis. Von Ingrid Müller-Münch
O-Ton Atmo Gymnastik 3:30 mit Klaviermusik unterlegt
So, wir fangen an. Und eins, zwei, drei, vier. Rum und rum und rum und eins, zwei, drei vier (so langsam ausblenden)
Autorin:
Morgengymnastik in Haus Lörick. Ein ganz normaler Tag, mit einer Ausnahme: Die Zeitung ist nicht gekommen und Margret Lieske am Empfang hat alle Hände voll zu tun:
O-Ton Altersatmorezept-2- 1:09 Haus Lörick,
Lieske, guten Tag. Ja, dann verbinde ich sie mal.
O-Ton AltersRezeption-1- Lieske 10:50 Gespräch
Warum ist denn heute morgen keine Zeitung gekommen? Fragen sie mich was Leichteres. Ist ja nicht zu verstehen. Kann man nicht mal rückfragen? Ich hab zweimal rückgefragt. Ja, die wollen die nachliefern. Aber sie glauben doch nicht, dass die 120 Rheinische Post nachliefern noch. Starkes Stück. haben wir noch nicht erlebt sowas.
O-Ton weitere Atmo Rezeption Altersrezpetion-1- unterlegt unter Autorin
Autorin:
Neben der Rezeption steht eine große Bodenvase mit einem üppigen Strauß blassgelber Rosen. Im Lesetrakt, der gleich vom Eingangsbereich abgeht, sitzt oftmals ein älterer Herr am Flügel, dem einige Damen lauschen, während sie in den ausgelegten überregionalen Tageszeitungen blättern.
O-Ton Greff-1- 25:50
Wenn man hier rein kommt ist Atmosphäre. Gemütlich. Als ob man in ein 4 oder 5 Sterne Hotel kommt. Mir gefällt‘s immer wieder, wenn ich hier rein komme.
Autorin:
Marlis Greff, 81 Jahre alt, hatte sich schon 1992 mit ihrem damals noch lebenden Mann im Düsseldorfer Seniorenwohnstift „Haus Lörick“ angemeldet.
O-Ton Greff -1- 3:25
Mein Mann war im Schützenverein und da war ein Kamerad von ihm, der ist mit seiner Frau hier eingezogen. Und wir haben ihn dann hier besucht und wir fanden das so toll, da gehen wir irgendwann mal auch hin. Greff-1- 28:56 Wie mein Mann verstorben war, und die Nachbarin die unter mir wohnte, die zog aus. Dann kamen junge Leute da rein. Und da war ich doch sehr einsam. Und dann hab ich gedacht, jetzt musst du raus. 4:44 An dem Umzugstag 5:10 Ich hab geheult. Und wie ich hier auf dem Parkplatz ankam, da hab ich gedacht, keine Träne mehr. Schluss. Und das wars dann auch. Also ich hab mich vom ersten Tag hier wohl gefühlt. 7:02 Ich bin seit 10 Jahren jetzt hier. 7:14 Ich hab es keinen Tag bereut.
Autorin
Auch Gertrude Müller hatte Angst vor dem, was sie in einem Altersheim erwarten würde:
O-Ton Altersmama 9:12
Ich hab mal erlebt bei einem Besuch in einem Altenheim, wo ich im Eingangsbereich schon die Leute, Behinderten oder Kranken oder Alten teilnahmslos da sitzen sah. Dass ich sone Front abschritt, die mich sehr deprimiert hat. Weißte. Und da hab ich gesagt, so möchtest du mal nicht leben.
Autorin:
Deswegen hat sie ihren Umzug in das Seniorenwohnstift wohlüberlegt und vorher gut recherchiert.
O-Ton-Altersmama 3:13
Denn ich meine, es ist ein großer Schritt, wenn man überlegt, dass man alles aufgibt und in so ein Haus zieht. Und wenn das jetzt verkehrt gewesen wäre, meine Entscheidung. War sie aber nicht. 2:30 Ich bin mit ‚nem Taxi Ziel Haus Lörick gefahren und dann kam man ins Gespräch, ach wohnen sie da? Oder nein, ich guck mir das an. Ja, kannten sich aus. Haben sie einen guten Griff getan. Ein positives Echo kriegte ich. Nicht nur bei den Taxifahrern. Wenn das Gespräch auf Haus Lörick – kam immer ein positives Echo zurück.
Autorin:
Ausschlaggebend war für sie letztlich, dass im Sommer nachmittags unten auf der Gartenterrasse Kuchen ihres Lieblingskonditors serviert wird. Überzeugt hat sie die hauseigene Kneipe im Souterrain, die sogenannte Bauernstube, in der sich nicht nur die Nachbarschaft zu einem Glas Altbier an der Theke trifft, sondern in der zwischen 17 Und 20 Uhr vornehmlich alte Damen Toast Hawai, Mettbrötchen oder Reibekuchen in munterer Geselligkeit verspeisen. Und auch Enkelkinder bei einem Zigeunerschnitzel mit Pommes auf ihre Kosten kommen.
O-Ton-Alterskneipe Atmo Geräusche 4:10 Kellnerin: Chardonnay, ein Kännchen bitte.
Unterlegt unter den vorherigen Autorinnen-Text und den nachfolgenden O-Ton Atmo 1:43-1:59
O-Ton Altersmama 3:33
Ja, die Atmosphäre. Der Ton, der im Haus herrscht, von Anfang an. Das war ein freundlicher Ton. Von der Rezeption angefangen bis zu den Bewohnern oder der Bedienung. Wo ich schon am zweiten Tag von der Rezeption als Frau Müller angesprochen wurde. Da war ich schon ein Stück wieder hier heimisch. Und das finde ich auch toll, dass die fast alle Leute namentlich ansprechen können an der Rezeption.
O-Ton-AltZimmermann, Lieske 38:00:
Ich kenn sie alle per Namen. Teilweise die Kinder per Namen, teilweise auch die Enkelkinder per Namen. 38:11 Die möchten ihre Post haben. Dann möchten die wissen, wann kommt der Arzt. Oder wann kommt die Reinigung. Wann wird die Wäsche abgeholt. Oder eigentlich mal so Hallo sagen. Zeitungen abholen. (Atmo) Egal ob sie traurig sind, die Kinder verreist, noch kein Kärtchen gekommen ist, dann wird gesagt, soll ich anrufen? Quer Beet. 39:08
Atmo Rezeption AltZimmermann bis 51:26
O-Ton Altersmama 46
Das hat mich am Anfang, als ich hier eingezogen bin, auch fasziniert. Das war Karneval glaube ich, da gibts Waffeln zum Nachmittag mit sauren Kirschen und Sahne. Ich weiß nicht für wieviel hundert Leute. Und dann hab ich mich gefragt, wie die das hier schaffen, dass jeder frische warme Waffeln bekommt, bei soviel Leuten. Und dann hab ich dann gesehen, wie das organisiert wird. An der Längsseite des Theatersaals waren nur Tische und Waffeleisen aufgestellt mit entsprechendem Personal dahinter, was pausenlos Waffeln gebacken hat, und jeder seine warme Waffel bekam. Das war auch sone Organisationsfrage, die mich fasziniert hat. Da bin ich zuerst nur runter gegangen hab mir die Geschichte mit den Waffeln angeguckt, wie das klappte.
O-Ton Musik von CD Uhling unterlegt unter nächsten O-Ton und anschließend hochgezogen
Autorin:
Damit genau das alles klappt, hat Haus Lörick einen Eventmanager eingestellt:
O-Ton-AltersUhling000
Mein Name ist Walter Uhling und ich bin der Kulturreferent des Seniorenwohnstiftes Haus Lörick hier in Düsseldorf Lörick. Und bin also für die kulturellen Veranstaltungen hier im Haus zuständig.
Autorin:
Walter Uhling kann gute Bands, hervorragende Kammerorchester, Bläser, Sänger oder Pianisten engagieren, weil ihm hierfür ein großzügiger Etat zur Verfügung steht. Wie er glaubt, in einer solchen Einrichtung bundesweit etwas Besonders.
O-Ton Atmo hochgezogen Musik Uhlung übergehend Altersatmosrezept-2- 7:45 unterlegt unter Autorin
Autorin:
Mittagessen im Speisesaal. Für die alten Herrschaften werden, fein dekoriert, gefüllte Hähnchenrolladen mit Brokoli und Butterkartoffeln oder wahlweise Bratwurstkringel mit Spitzkohl serviert. Alles schön weich gekocht, nur zart angebraten, damit sich auch ja nichts hinter den Gebissen verfängt. Betti Scherers ist Leiterin des Wohnstiftes.
O-Ton Atmo Altersatmorezept-2- 7:45 Hat es ihnen gut geschmeckt?
15:35 Ich denke oft bei unseren kulturellen Veranstaltungen, die Damen machen sich zurecht in ihrer Wohnung, gehen in den Aufzug, fahren runter und gehen ins Theater. Das ist natürlich schön. Ja. In der Pause ist die Bar geöffnet, ein Glas Sekt trinken, man kann sich unterhalten über die Veranstaltung, das ist Lebensqualität, auch im Alter.
(Atmo Speisesaal untergelegt und hochziehen)
Autorin:
Die Ganze ist durchaus bezahlbar. Gertrude Müller zum Beispiel kostet das 30 Quadratmeter große Apartement mit geräumigem Sonnenbalkon und Panoramablick über Düsseldorf 1.200 Euro. In ihrer Pauschale ist das tägliche Mittagessen enthalten, die wöchentliche Putzfrau, der Fensterputzer alle paar Wochen, der Krankenpfleger, der jeden Morgen nachfragt, ob alles in Ordnung ist, das Schwimmbad im Haus, die Telefongrundgebühr, Strom, Heizung, Wasser sowie die vielen Gruppenangebote wie Gedächtnistraining, Qui-Gong, Gymnastik und vieles mehr.
O-Ton-Uhling 16:18
Das ist deswegen möglich, weil wir keinen Wasserkopf finanzieren. Wir haben eine sehr schlanke Verwaltung. Und wir gehören nicht irgendeiner Kette an, wo dann irgendwelche Mittel in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwinden. Hier ist alles sehr transparent. Und wir versuchen wirklich, das Bestmögliche für die Bewohner rauszubringen, was sie natürlich mit ihren Mitteln auch einbringen.
Autorin
Das Ehepaar Marx ist über 80, seit 56 Jahren verheiratet, kinderlos. Von ihrer Rente können sie sich ein großzügig geschnittenes Zwei-Zimmer-Apartment leisten. Hierfür zahlen sie zusammen 2.000 Euro im Monat und genießen den Blick aus dem siebten Stock.
O-Ton-Marx-3-000 Wolfgang Marx
Wie sie sehen haben wir keine Gardinen, sondern nur kleine Vorhänge, um einen freien Blick in den Himmel zu haben. Wir können abends, wenn wir im Bett liegen und es ist Vollmond, es ist überhaupt Mondschein, können wir den Mondschein genießen. Und genießen die freie Sicht. Meine Frau ist begeisterte Fotografin. Hat früher mal nur Türen fotografiert, in aller Welt. Und jetzt fotografiert sie Wolken. Und ganz tolle Wolkenformationen, die man hier sehen kann. Also ist allein schon des der Ausblick, auch nachts, wenn hier alles beleuchtet ist, ist schon die halbe Miete wert.
O-Ton-Altzimmermann 2:15
Das Konzept des Hauses zielt darauf ab, dass wir die Menschen, die ein mittleres Einkommen haben, hier aufnehmen. Man muss also nicht Millionär sein oder zu den begüterten oberen Zehntausend gehören. 7:24 Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der dem paritätischen Wohlfahrtsverband angeschlossen ist. 9:28 Zur Zeit leben über 490 Bewohner hier im Hause. Davon 30 im Wohnbereich Pflege. Das Einzugsalter liegt zwischen 81 und 82 Jahren. Leider sind nur 16 % unserer Bewohner männlich.
Autorin:
Geschäftsführer Christoph Zimmermann leitet „Haus Lörick“. Er verspricht: Niemand muss mehr ausziehen, für alle ist vorgesorgt:
O-Ton Altzimmermann 12:00
Also in der Regel ist es so, dass wir die Bewohner in ihren Wohnungen pflegen bis hin zum Tod. Es sei denn, sie sind demenziell schwer verändert, da können wir das nicht tun. Weil ein Bewohner, der mit der Notrufeinrichtung in der Wohnung nichts mehr anfangen kann, der kann eben oben nicht mehr versorgt werden Das können wir nicht mehr verantworten. In allen anderen Fällen können wir in der Regel bis zum Tod in den Wohnungen versorgen.
Autorin:
Werner Schulze, 78 Jahre alt, ist hierfür ein gutes Beispiel. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen, kann sich nur mit Mühe durch sein Apartment hangeln, vom Tisch zum Fernseher, aufgestützt am Türrahmen zum Bett. Dennoch strahlt er Optimismus aus und auch Lebensfreude. Ihm gehe es gut, versichert er.
O-Ton-Altschulze 3:19
Prima, ganz prima. Ich werd versorgt. Früh habe ich von viertel nach sieben eine Hilfe, eine Betreuerin. Und da werde ich erst aussem Bett rausgeholt, ins Bad gefahren, gewaschen, dann zurückgefahren, angezogen, wieder hingefahren und dann mach ich selbst die Zähne und kämme mich.
Autorin:
Stundenweise wird er in einem Gemeinschaftsraum mit anderen Rollstuhlfahrern betreut. Einen ähnlichen Treffpunkt gibt es auch im ersten Stock des Haupthauses. Morgens und nachmittags werden hier diejenigen von Pflegern in ihren Rollstühlen hingebracht, die so langsam ihre Orientierung verlieren aber noch nicht auf die Pflegestation müssen, dennoch einer Betreuung durch Ergotherapeuten Marie Christine Falconé bedürfen.
O-Ton-Alterstreffpunkt 14:20 Trinken sie noch ein bißchen von dem warmen Kaffe.
8:30 Wissen sie, ob meine Tochter kommt. O-Ton AltRingling 12:02 Falconé kurz nur anspielen und ausblenden Wir haben jetzt ein Märchen ausgewählt von den Gebrüdern Grimm (Cassette läuft, langsam ausblenden)
Autorin:
Eine der alten Damen bringt zwar vieles durcheinander. Aber eins weiß sie noch genau:
O-Ton-Alterstreffpunkt 18:06
Fischverkäuferin war ich, Frau Matjes, auffem Karlsplatz. 18:43 Ganz Düsseldorf kannte mich, guck mal da, die Frau Matjes, die Fischfrau.
Autorin:
Die meisten der Bewohner von Haus Lörick sind allerdings noch ausgesprochen fit für ihr Alter. Manche treffen sich abends gerne zu einem Gläschen Wein, wie hier in der Wohnung des Ehepaares Marx:
O-Ton Alterskneipe 1:149 Herr Marx
Sehr zum Wohle. Schön, dass sie alle hier sind. Gläserklirren. Schönen Dank für die Einladung. Sehr zum Wohle.
Autorin
Wolfgang Marx begrüßt seine Gäste. Die 84Jahre alte Inge Lenders gehört dazu.
O-Ton Altersweinrunde 34:00
Meine Freundinnen waren entsetzt als ich sagte, ich geh jetzt in ein Seniorenstift. Und sagten, ja, aber da siehst Du ja nur alte Leute. Darauf konnte ich nur sagen, ja aber hier in der Wohnung sehe ich niemanden. Und alte Leute sind ja auch Menschen. Ich bin ja auch alt.
Autorin:
Inge Lenders bastelt nicht, turnt nicht, nimmt keines der Sport- und Unterhaltungsangebote des Hauses wahr. Aber bei organisierten Ausflügen an die Ostsee zum Beispiel, bei Tagestouren nach Xanten oder in den Duisburger Hafen, bei Opern- und Theaterfestivitäten ist sie dabei. Und auch sonst rastet sie kaum.
O-Ton Altersweinrunde 17:30
Seit ich hier bin war ich drei Wochen in Südindien, zwei Wochen in Thailand, zwei Wochen in Mittelspanien, drei Wochen in Japan und jetzt zwei Wochen in Bali.
Autorin:
Doch auch Inge Lenders wird älter, gebrechlicher, weiß nicht, wie lange sie noch bei Gruppenreisen rund um die Welt mithalten kann.
O-Ton Altersweinrunde Inge Lenders 18:22
Ich werde sehr schnell ganz müde. ich hab zwar keine Schmerzen, aber ich bin auf diesen Reisen sehr angestrengt. Und ich muss mir auch Mühe geben, mitzuhalten. Weil man in so einer Gruppe nicht zurückbleiben darf. Man muss mithalten. Es darf also nicht sein, dass die Leute auf einen warten, wann kommt die Oma endlich. Sondern man muss Schritt halten können. Und das ist oft ne Herausforderung für mich. Hinzu kommt, dass ich eben nicht nur mit laufen muss, sondern ich schreibe auch über jede Reise en ausführliches Reisetagebuch von so 30 / 40 DIN A Seiten, dann will man noch ein bißchen fotografieren, dann muss man sich den Schweiß abwischen, dann soll man noch trinken. Also ich könnte oft mehrere Arme gebrauchen bei soner Reise.
Autorin:
Gestern erst ist sie von einem Kurztrip zurückgekommen.
O-Ton Altersweinrunde 38:40
Unser Etagenpfleger, der Daniel, der sagte heute zu mir, schön, dass sie wieder da sind. Ja, das ist doch nett.
Autorin:
Während die 78 Jahre alte Helga Leber vor allem eines an „Haus Lörick“ schätzt:
O-Ton-Altersweinrunde 2:37
Dass ich hier völlig unabhängig bin. Ich muss nicht sagen, komm heute um soundsoviel Uhr nach Hause. Bin letztens dreimal hintereinander spät gekommen, und als ich einmal nachts um zwei Uhr kam, hat der Pförtner die Tür aufgemacht und da hat er gesagt, das hab ich mir gedacht, dass sie das schon wieder sind. (Lachen) Ich genieße hier eigentlich alles, meine Freizeit. Dann geh ich spazieren, am Rhein spazieren. Also ich bin gerne hier, ausgesprochen gerne.
Autorin:
Trotz des reichlichen Unterhaltungsangebots, trotz professioneller Hilfe dabei, Doppelkopf- oder Bridgeabende zu organisieren, eine Boulerunde zusammenzustellen – im Alter fällt es manchem schwer, noch einmal aufeinander zuzugehen. Die 92-jährige Elisabeth Ringling, lange Mitglied des Heimbeirats, kennt die Probleme – auch wenn sie sie selbst nicht hat.
O-Ton Ringling 8:47
Es wird ihnen so viel angeboten, Gedächtnistraining, Sport, Schwimmen. Wirklich für uns Alte gute Sportarten. Und durch diese vielen Aktivitäten sind wir auch bemüht, untereinander Kontakte zu haben, damit die Leute das Gefühl haben, wir sind hier nicht allein. Wir bilden hier sogar neue Freundschaften. Und ich meine, man ist eingebettet in eine große Gemeinschaft. Wenn man es annimmt. Es gibt Leute, die alles ablehnen. Da könnten sie sich die größte Mühe geben, die kommen nicht.
Autorin:
Ellen Kutzim, 84 Jahre alt, hat inzwischen zwar einen Kreis gleichgesinnter Frauen gefunden, mit denen sie abends in die Bauernstube geht und über Politik diskutieren kann. Aber dennoch:
O-Ton Kutzim -2- 11:00
Ich hab eine sehr nette Frau hier nebenan auf dem Balkon. Wir haben noch nicht mehr als, die wohnt anderthalb Jahre da, zehn Worte miteinander gesprochen. Habe allerdings jetzt überlegt, ich wollte sie mal zum Kaffee auf den Balkon holen. Also man ist vorsichtig. -1- 8:01 … weil man sich ja hinterher nicht aus dem Weg gehen kann. Also man muss schon ein bisschen abwarten, das hab ich auch erst getan. Ich hatte mir zunächst erst keine Zeitung bestellt, weil ich dachte, ach hier liegen überall Zeitungen, dann gehste runter, dann lieste die da und dann bekommst du Kontakt. Dann spricht man ein Wort auch über ne Nachricht, tauscht sich aus. Das ist aber hier im Haus nicht. Also hier liegen alle Zeitungen, aber man sitzt allein, man spricht nicht. Ich hab mir daraufhin meine Zeitungen selbst bestellt. Jetzt les ich die morgens gemütlich beim Frühstück. Man muss auch so sehen, wie man zurecht kommt.
Autorin:
In Haus Lörick verliert das Altwerden ein klein wenig von seinem Schrecken. So leicht geht man hier mit den Gebrechen, den Eigenheiten der Hausbewohner um. Doch der Schein trügt, auch hier zwickt und zwackt es, trägt jeder sein Lebens- und Leidenspacket mit in die eigene gute Stube.
O-Ton Altersweinrunde 34:24 Inge Lenders
Es ist natürlich so, man ist hier geborgen und hat einen übersichtlichen Lebensbereich. Aber natürlich die persönlichen Sorgen, oder die Trauer oder die Einsamkeit oder die Ängste, das nimmt man natürlich mit. Das kann einem keiner abnehmen.
O-Ton Musik von CD Uhling unterlegt unter folgende O-Töne am Schluss hochziehen übergehend in Gymnastik
Autorin:
Eine Herberge à la „Haus Lörick“, in der man sich sorglos dem Altern hingeben kann, macht die letzte Lebensphase erträglicher, da sind sich viele der Bewohner einig. Zum Beispiel für Marlis Greffs, die vor neun Jahren hier sogar einen neuen Partner fand und mit ihm einen eingespielten Tagesablauf lebt.
O-Ton-Greffs-1- 11:00
Morgens frühstückt jeder für sich. Zwischendurch treffen wir uns ne halbe Stunde. Unten im Garten im Sommer. Oder vor den Aufzügen sitzen wir. Und dann überlegen wir, was wir so am Tag machen. Dann geh ich zum Essen und bis drei Uhr will ich aber dann Ruhe haben. Und dann fahren wir dann mal irgendwohin in die Stadt oder was, Und abends sind wir eigentlich immer zusammen. Einmal bin ich bei ihm drüben. Und den anderen Tag is er bei mir.
Autorin:
Auch sie weiß, dass all dies endlich ist, dass ein kleines Gebrechen dem Ganzen schnell ein Ende machen kann:
O-Ton Greff-2- 1:30
Ja, das ist die Endphase. Ich find sie wunderbar. Ich vermisse hier nichts. Und ich weiß, dass ich gut aufgehoben bin. Dass man mir hilft, wenn ich Hilfe brauche. Und so hab ich meine Freiheit. Ich kann da tun und lassen, was ich will.
´
O-Ton Kutzim
14:57 Ich hatte ein herrliches Leben. Und wenn ich heute die Augen zumachen würde, dann wäre es auch gut. 14:21Als ich hierhin zog hab ich mir gedacht, so, das ist jetzt
ein neuer Lebensabschnitt und du möchtest immer in Deinem Leben glücklich sein. Soweit es geht. 19:20 Und es ist die Umgebung angetan, dass man glücklich ist. Also wenn man meckern will, muss man sich anstrengen. 14:00 Im Moment geh ich morgens viertel vor sieben auffen Balkon. Mit ner schönen Kanne Tee, mit ner Zeitung, ner schönen Wolldecke, Stola um. Und genieß es, dahinten die Sonne aufgeht, da geht die Sonne um viertel vor sieben auf. Dann ist der Tag für mich schon in Ordnung.
O-Ton Gymnastik unterlegen und ausblenden
D ie Medien sind voll abschreckender Beispiele darüber, wie unmenschlich es in manchen Altersheimen zugeht. Wie lieblos mit den Alten umgesprungen wird. In Talkshows warnen Experten dringend davor, sich allzu früh in die Obhut obskurer Trägervereine zu begeben, die den Alten lediglich eine Basisversorgung bieten, damit noch ein entsprechend guter Reibach abfällt. Ingrid Müller-Münch erlebt derzeit etwas ganz anderes. Sie hat ihre Mutter in einem Seniorenwohnstift untergebracht, in der Freundlichkeit und Service am Kunden, also an den Bewohnern, im Vordergrund stehen. Und in der soviel kulturelle Events angeboten werden, dass kaum jemand der hier lebenden Bewohner ausreichend Zeit hat, sie alle wahrzunehmen. Um zu erfahren, was eigentlich das Besondere an „Haus Lörick“ ist, hat sie an Türen geklingelt, Fragen gestellt, sich skeptisch umgesehen und an mancherlei Geselligkeiten teilgenommen.
Ingrid Müller-Münch an Dr. Ingrid König, Neugier genügt, WDR5
Feature:
In der letzten Lebensphase – geborgen und gut aufgehoben
Ein Düsseldorfer Seniorenwohnstift bietet Komfort, Freundlichkeit und Hotalatmosphäre zu einem bezahlbaren Preis. Von Ingrid Müller-Münch
O-Ton Atmo Gymnastik 3:30 mit Klaviermusik unterlegt
So, wir fangen an. Und eins, zwei, drei, vier. Rum und rum und rum und eins, zwei, drei vier (so langsam ausblenden)
Autorin:
Morgengymnastik in Haus Lörick. Ein ganz normaler Tag, mit einer Ausnahme: Die Zeitung ist nicht gekommen und Margret Lieske am Empfang hat alle Hände voll zu tun:
O-Ton Altersatmorezept-2- 1:09 Haus Lörick,
Lieske, guten Tag. Ja, dann verbinde ich sie mal.
O-Ton AltersRezeption-1- Lieske 10:50 Gespräch
Warum ist denn heute morgen keine Zeitung gekommen? Fragen sie mich was Leichteres. Ist ja nicht zu verstehen. Kann man nicht mal rückfragen? Ich hab zweimal rückgefragt. Ja, die wollen die nachliefern. Aber sie glauben doch nicht, dass die 120 Rheinische Post nachliefern noch. Starkes Stück. haben wir noch nicht erlebt sowas.
O-Ton weitere Atmo Rezeption Altersrezpetion-1- unterlegt unter Autorin
Autorin:
Neben der Rezeption steht eine große Bodenvase mit einem üppigen Strauß blassgelber Rosen. Im Lesetrakt, der gleich vom Eingangsbereich abgeht, sitzt oftmals ein älterer Herr am Flügel, dem einige Damen lauschen, während sie in den ausgelegten überregionalen Tageszeitungen blättern.
O-Ton Greff-1- 25:50
Wenn man hier rein kommt ist Atmosphäre. Gemütlich. Als ob man in ein 4 oder 5 Sterne Hotel kommt. Mir gefällt‘s immer wieder, wenn ich hier rein komme.
Autorin:
Marlis Greff, 81 Jahre alt, hatte sich schon 1992 mit ihrem damals noch lebenden Mann im Düsseldorfer Seniorenwohnstift „Haus Lörick“ angemeldet.
O-Ton Greff -1- 3:25
Mein Mann war im Schützenverein und da war ein Kamerad von ihm, der ist mit seiner Frau hier eingezogen. Und wir haben ihn dann hier besucht und wir fanden das so toll, da gehen wir irgendwann mal auch hin. Greff-1- 28:56 Wie mein Mann verstorben war, und die Nachbarin die unter mir wohnte, die zog aus. Dann kamen junge Leute da rein. Und da war ich doch sehr einsam. Und dann hab ich gedacht, jetzt musst du raus. 4:44 An dem Umzugstag 5:10 Ich hab geheult. Und wie ich hier auf dem Parkplatz ankam, da hab ich gedacht, keine Träne mehr. Schluss. Und das wars dann auch. Also ich hab mich vom ersten Tag hier wohl gefühlt. 7:02 Ich bin seit 10 Jahren jetzt hier. 7:14 Ich hab es keinen Tag bereut.
Autorin
Auch Gertrude Müller hatte Angst vor dem, was sie in einem Altersheim erwarten würde:
O-Ton Altersmama 9:12
Ich hab mal erlebt bei einem Besuch in einem Altenheim, wo ich im Eingangsbereich schon die Leute, Behinderten oder Kranken oder Alten teilnahmslos da sitzen sah. Dass ich sone Front abschritt, die mich sehr deprimiert hat. Weißte. Und da hab ich gesagt, so möchtest du mal nicht leben.
Autorin:
Deswegen hat sie ihren Umzug in das Seniorenwohnstift wohlüberlegt und vorher gut recherchiert.
O-Ton-Altersmama 3:13
Denn ich meine, es ist ein großer Schritt, wenn man überlegt, dass man alles aufgibt und in so ein Haus zieht. Und wenn das jetzt verkehrt gewesen wäre, meine Entscheidung. War sie aber nicht. 2:30 Ich bin mit ‚nem Taxi Ziel Haus Lörick gefahren und dann kam man ins Gespräch, ach wohnen sie da? Oder nein, ich guck mir das an. Ja, kannten sich aus. Haben sie einen guten Griff getan. Ein positives Echo kriegte ich. Nicht nur bei den Taxifahrern. Wenn das Gespräch auf Haus Lörick – kam immer ein positives Echo zurück.
Autorin:
Ausschlaggebend war für sie letztlich, dass im Sommer nachmittags unten auf der Gartenterrasse Kuchen ihres Lieblingskonditors serviert wird. Überzeugt hat sie die hauseigene Kneipe im Souterrain, die sogenannte Bauernstube, in der sich nicht nur die Nachbarschaft zu einem Glas Altbier an der Theke trifft, sondern in der zwischen 17 Und 20 Uhr vornehmlich alte Damen Toast Hawai, Mettbrötchen oder Reibekuchen in munterer Geselligkeit verspeisen. Und auch Enkelkinder bei einem Zigeunerschnitzel mit Pommes auf ihre Kosten kommen.
O-Ton-Alterskneipe Atmo Geräusche 4:10 Kellnerin: Chardonnay, ein Kännchen bitte.
Unterlegt unter den vorherigen Autorinnen-Text und den nachfolgenden O-Ton Atmo 1:43-1:59
O-Ton Altersmama 3:33
Ja, die Atmosphäre. Der Ton, der im Haus herrscht, von Anfang an. Das war ein freundlicher Ton. Von der Rezeption angefangen bis zu den Bewohnern oder der Bedienung. Wo ich schon am zweiten Tag von der Rezeption als Frau Müller angesprochen wurde. Da war ich schon ein Stück wieder hier heimisch. Und das finde ich auch toll, dass die fast alle Leute namentlich ansprechen können an der Rezeption.
O-Ton-AltZimmermann, Lieske 38:00:
Ich kenn sie alle per Namen. Teilweise die Kinder per Namen, teilweise auch die Enkelkinder per Namen. 38:11 Die möchten ihre Post haben. Dann möchten die wissen, wann kommt der Arzt. Oder wann kommt die Reinigung. Wann wird die Wäsche abgeholt. Oder eigentlich mal so Hallo sagen. Zeitungen abholen. (Atmo) Egal ob sie traurig sind, die Kinder verreist, noch kein Kärtchen gekommen ist, dann wird gesagt, soll ich anrufen? Quer Beet. 39:08
Atmo Rezeption AltZimmermann bis 51:26
O-Ton Altersmama 46
Das hat mich am Anfang, als ich hier eingezogen bin, auch fasziniert. Das war Karneval glaube ich, da gibts Waffeln zum Nachmittag mit sauren Kirschen und Sahne. Ich weiß nicht für wieviel hundert Leute. Und dann hab ich mich gefragt, wie die das hier schaffen, dass jeder frische warme Waffeln bekommt, bei soviel Leuten. Und dann hab ich dann gesehen, wie das organisiert wird. An der Längsseite des Theatersaals waren nur Tische und Waffeleisen aufgestellt mit entsprechendem Personal dahinter, was pausenlos Waffeln gebacken hat, und jeder seine warme Waffel bekam. Das war auch sone Organisationsfrage, die mich fasziniert hat. Da bin ich zuerst nur runter gegangen hab mir die Geschichte mit den Waffeln angeguckt, wie das klappte.
O-Ton Musik von CD Uhling unterlegt unter nächsten O-Ton und anschließend hochgezogen
Autorin:
Damit genau das alles klappt, hat Haus Lörick einen Eventmanager eingestellt:
O-Ton-AltersUhling000
Mein Name ist Walter Uhling und ich bin der Kulturreferent des Seniorenwohnstiftes Haus Lörick hier in Düsseldorf Lörick. Und bin also für die kulturellen Veranstaltungen hier im Haus zuständig.
Autorin:
Walter Uhling kann gute Bands, hervorragende Kammerorchester, Bläser, Sänger oder Pianisten engagieren, weil ihm hierfür ein großzügiger Etat zur Verfügung steht. Wie er glaubt, in einer solchen Einrichtung bundesweit etwas Besonders.
O-Ton Atmo hochgezogen Musik Uhlung übergehend Altersatmosrezept-2- 7:45 unterlegt unter Autorin
Autorin:
Mittagessen im Speisesaal. Für die alten Herrschaften werden, fein dekoriert, gefüllte Hähnchenrolladen mit Brokoli und Butterkartoffeln oder wahlweise Bratwurstkringel mit Spitzkohl serviert. Alles schön weich gekocht, nur zart angebraten, damit sich auch ja nichts hinter den Gebissen verfängt. Betti Scherers ist Leiterin des Wohnstiftes.
O-Ton Atmo Altersatmorezept-2- 7:45 Hat es ihnen gut geschmeckt?
15:35 Ich denke oft bei unseren kulturellen Veranstaltungen, die Damen machen sich zurecht in ihrer Wohnung, gehen in den Aufzug, fahren runter und gehen ins Theater. Das ist natürlich schön. Ja. In der Pause ist die Bar geöffnet, ein Glas Sekt trinken, man kann sich unterhalten über die Veranstaltung, das ist Lebensqualität, auch im Alter.
(Atmo Speisesaal untergelegt und hochziehen)
Autorin:
Die Ganze ist durchaus bezahlbar. Gertrude Müller zum Beispiel kostet das 30 Quadratmeter große Apartement mit geräumigem Sonnenbalkon und Panoramablick über Düsseldorf 1.200 Euro. In ihrer Pauschale ist das tägliche Mittagessen enthalten, die wöchentliche Putzfrau, der Fensterputzer alle paar Wochen, der Krankenpfleger, der jeden Morgen nachfragt, ob alles in Ordnung ist, das Schwimmbad im Haus, die Telefongrundgebühr, Strom, Heizung, Wasser sowie die vielen Gruppenangebote wie Gedächtnistraining, Qui-Gong, Gymnastik und vieles mehr.
O-Ton-Uhling 16:18
Das ist deswegen möglich, weil wir keinen Wasserkopf finanzieren. Wir haben eine sehr schlanke Verwaltung. Und wir gehören nicht irgendeiner Kette an, wo dann irgendwelche Mittel in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwinden. Hier ist alles sehr transparent. Und wir versuchen wirklich, das Bestmögliche für die Bewohner rauszubringen, was sie natürlich mit ihren Mitteln auch einbringen.
Autorin
Das Ehepaar Marx ist über 80, seit 56 Jahren verheiratet, kinderlos. Von ihrer Rente können sie sich ein großzügig geschnittenes Zwei-Zimmer-Apartment leisten. Hierfür zahlen sie zusammen 2.000 Euro im Monat und genießen den Blick aus dem siebten Stock.
O-Ton-Marx-3-000 Wolfgang Marx
Wie sie sehen haben wir keine Gardinen, sondern nur kleine Vorhänge, um einen freien Blick in den Himmel zu haben. Wir können abends, wenn wir im Bett liegen und es ist Vollmond, es ist überhaupt Mondschein, können wir den Mondschein genießen. Und genießen die freie Sicht. Meine Frau ist begeisterte Fotografin. Hat früher mal nur Türen fotografiert, in aller Welt. Und jetzt fotografiert sie Wolken. Und ganz tolle Wolkenformationen, die man hier sehen kann. Also ist allein schon des der Ausblick, auch nachts, wenn hier alles beleuchtet ist, ist schon die halbe Miete wert.
O-Ton-Altzimmermann 2:15
Das Konzept des Hauses zielt darauf ab, dass wir die Menschen, die ein mittleres Einkommen haben, hier aufnehmen. Man muss also nicht Millionär sein oder zu den begüterten oberen Zehntausend gehören. 7:24 Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der dem paritätischen Wohlfahrtsverband angeschlossen ist. 9:28 Zur Zeit leben über 490 Bewohner hier im Hause. Davon 30 im Wohnbereich Pflege. Das Einzugsalter liegt zwischen 81 und 82 Jahren. Leider sind nur 16 % unserer Bewohner männlich.
Autorin:
Geschäftsführer Christoph Zimmermann leitet „Haus Lörick“. Er verspricht: Niemand muss mehr ausziehen, für alle ist vorgesorgt:
O-Ton Altzimmermann 12:00
Also in der Regel ist es so, dass wir die Bewohner in ihren Wohnungen pflegen bis hin zum Tod. Es sei denn, sie sind demenziell schwer verändert, da können wir das nicht tun. Weil ein Bewohner, der mit der Notrufeinrichtung in der Wohnung nichts mehr anfangen kann, der kann eben oben nicht mehr versorgt werden Das können wir nicht mehr verantworten. In allen anderen Fällen können wir in der Regel bis zum Tod in den Wohnungen versorgen.
Autorin:
Werner Schulze, 78 Jahre alt, ist hierfür ein gutes Beispiel. Er ist auf den Rollstuhl angewiesen, kann sich nur mit Mühe durch sein Apartment hangeln, vom Tisch zum Fernseher, aufgestützt am Türrahmen zum Bett. Dennoch strahlt er Optimismus aus und auch Lebensfreude. Ihm gehe es gut, versichert er.
O-Ton-Altschulze 3:19
Prima, ganz prima. Ich werd versorgt. Früh habe ich von viertel nach sieben eine Hilfe, eine Betreuerin. Und da werde ich erst aussem Bett rausgeholt, ins Bad gefahren, gewaschen, dann zurückgefahren, angezogen, wieder hingefahren und dann mach ich selbst die Zähne und kämme mich.
Autorin:
Stundenweise wird er in einem Gemeinschaftsraum mit anderen Rollstuhlfahrern betreut. Einen ähnlichen Treffpunkt gibt es auch im ersten Stock des Haupthauses. Morgens und nachmittags werden hier diejenigen von Pflegern in ihren Rollstühlen hingebracht, die so langsam ihre Orientierung verlieren aber noch nicht auf die Pflegestation müssen, dennoch einer Betreuung durch Ergotherapeuten Marie Christine Falconé bedürfen.
O-Ton-Alterstreffpunkt 14:20 Trinken sie noch ein bißchen von dem warmen Kaffe.
8:30 Wissen sie, ob meine Tochter kommt. O-Ton AltRingling 12:02 Falconé kurz nur anspielen und ausblenden Wir haben jetzt ein Märchen ausgewählt von den Gebrüdern Grimm (Cassette läuft, langsam ausblenden)
Autorin:
Eine der alten Damen bringt zwar vieles durcheinander. Aber eins weiß sie noch genau:
O-Ton-Alterstreffpunkt 18:06
Fischverkäuferin war ich, Frau Matjes, auffem Karlsplatz. 18:43 Ganz Düsseldorf kannte mich, guck mal da, die Frau Matjes, die Fischfrau.
Autorin:
Die meisten der Bewohner von Haus Lörick sind allerdings noch ausgesprochen fit für ihr Alter. Manche treffen sich abends gerne zu einem Gläschen Wein, wie hier in der Wohnung des Ehepaares Marx:
O-Ton Alterskneipe 1:149 Herr Marx
Sehr zum Wohle. Schön, dass sie alle hier sind. Gläserklirren. Schönen Dank für die Einladung. Sehr zum Wohle.
Autorin
Wolfgang Marx begrüßt seine Gäste. Die 84Jahre alte Inge Lenders gehört dazu.
O-Ton Altersweinrunde 34:00
Meine Freundinnen waren entsetzt als ich sagte, ich geh jetzt in ein Seniorenstift. Und sagten, ja, aber da siehst Du ja nur alte Leute. Darauf konnte ich nur sagen, ja aber hier in der Wohnung sehe ich niemanden. Und alte Leute sind ja auch Menschen. Ich bin ja auch alt.
Autorin:
Inge Lenders bastelt nicht, turnt nicht, nimmt keines der Sport- und Unterhaltungsangebote des Hauses wahr. Aber bei organisierten Ausflügen an die Ostsee zum Beispiel, bei Tagestouren nach Xanten oder in den Duisburger Hafen, bei Opern- und Theaterfestivitäten ist sie dabei. Und auch sonst rastet sie kaum.
O-Ton Altersweinrunde 17:30
Seit ich hier bin war ich drei Wochen in Südindien, zwei Wochen in Thailand, zwei Wochen in Mittelspanien, drei Wochen in Japan und jetzt zwei Wochen in Bali.
Autorin:
Doch auch Inge Lenders wird älter, gebrechlicher, weiß nicht, wie lange sie noch bei Gruppenreisen rund um die Welt mithalten kann.
O-Ton Altersweinrunde Inge Lenders 18:22
Ich werde sehr schnell ganz müde. ich hab zwar keine Schmerzen, aber ich bin auf diesen Reisen sehr angestrengt. Und ich muss mir auch Mühe geben, mitzuhalten. Weil man in so einer Gruppe nicht zurückbleiben darf. Man muss mithalten. Es darf also nicht sein, dass die Leute auf einen warten, wann kommt die Oma endlich. Sondern man muss Schritt halten können. Und das ist oft ne Herausforderung für mich. Hinzu kommt, dass ich eben nicht nur mit laufen muss, sondern ich schreibe auch über jede Reise en ausführliches Reisetagebuch von so 30 / 40 DIN A Seiten, dann will man noch ein bißchen fotografieren, dann muss man sich den Schweiß abwischen, dann soll man noch trinken. Also ich könnte oft mehrere Arme gebrauchen bei soner Reise.
Autorin:
Gestern erst ist sie von einem Kurztrip zurückgekommen.
O-Ton Altersweinrunde 38:40
Unser Etagenpfleger, der Daniel, der sagte heute zu mir, schön, dass sie wieder da sind. Ja, das ist doch nett.
Autorin:
Während die 78 Jahre alte Helga Leber vor allem eines an „Haus Lörick“ schätzt:
O-Ton-Altersweinrunde 2:37
Dass ich hier völlig unabhängig bin. Ich muss nicht sagen, komm heute um soundsoviel Uhr nach Hause. Bin letztens dreimal hintereinander spät gekommen, und als ich einmal nachts um zwei Uhr kam, hat der Pförtner die Tür aufgemacht und da hat er gesagt, das hab ich mir gedacht, dass sie das schon wieder sind. (Lachen) Ich genieße hier eigentlich alles, meine Freizeit. Dann geh ich spazieren, am Rhein spazieren. Also ich bin gerne hier, ausgesprochen gerne.
Autorin:
Trotz des reichlichen Unterhaltungsangebots, trotz professioneller Hilfe dabei, Doppelkopf- oder Bridgeabende zu organisieren, eine Boulerunde zusammenzustellen – im Alter fällt es manchem schwer, noch einmal aufeinander zuzugehen. Die 92-jährige Elisabeth Ringling, lange Mitglied des Heimbeirats, kennt die Probleme – auch wenn sie sie selbst nicht hat.
O-Ton Ringling 8:47
Es wird ihnen so viel angeboten, Gedächtnistraining, Sport, Schwimmen. Wirklich für uns Alte gute Sportarten. Und durch diese vielen Aktivitäten sind wir auch bemüht, untereinander Kontakte zu haben, damit die Leute das Gefühl haben, wir sind hier nicht allein. Wir bilden hier sogar neue Freundschaften. Und ich meine, man ist eingebettet in eine große Gemeinschaft. Wenn man es annimmt. Es gibt Leute, die alles ablehnen. Da könnten sie sich die größte Mühe geben, die kommen nicht.
Autorin:
Ellen Kutzim, 84 Jahre alt, hat inzwischen zwar einen Kreis gleichgesinnter Frauen gefunden, mit denen sie abends in die Bauernstube geht und über Politik diskutieren kann. Aber dennoch:
O-Ton Kutzim -2- 11:00
Ich hab eine sehr nette Frau hier nebenan auf dem Balkon. Wir haben noch nicht mehr als, die wohnt anderthalb Jahre da, zehn Worte miteinander gesprochen. Habe allerdings jetzt überlegt, ich wollte sie mal zum Kaffee auf den Balkon holen. Also man ist vorsichtig. -1- 8:01 … weil man sich ja hinterher nicht aus dem Weg gehen kann. Also man muss schon ein bisschen abwarten, das hab ich auch erst getan. Ich hatte mir zunächst erst keine Zeitung bestellt, weil ich dachte, ach hier liegen überall Zeitungen, dann gehste runter, dann lieste die da und dann bekommst du Kontakt. Dann spricht man ein Wort auch über ne Nachricht, tauscht sich aus. Das ist aber hier im Haus nicht. Also hier liegen alle Zeitungen, aber man sitzt allein, man spricht nicht. Ich hab mir daraufhin meine Zeitungen selbst bestellt. Jetzt les ich die morgens gemütlich beim Frühstück. Man muss auch so sehen, wie man zurecht kommt.
Autorin:
In Haus Lörick verliert das Altwerden ein klein wenig von seinem Schrecken. So leicht geht man hier mit den Gebrechen, den Eigenheiten der Hausbewohner um. Doch der Schein trügt, auch hier zwickt und zwackt es, trägt jeder sein Lebens- und Leidenspacket mit in die eigene gute Stube.
O-Ton Altersweinrunde 34:24 Inge Lenders
Es ist natürlich so, man ist hier geborgen und hat einen übersichtlichen Lebensbereich. Aber natürlich die persönlichen Sorgen, oder die Trauer oder die Einsamkeit oder die Ängste, das nimmt man natürlich mit. Das kann einem keiner abnehmen.
O-Ton Musik von CD Uhling unterlegt unter folgende O-Töne am Schluss hochziehen übergehend in Gymnastik
Autorin:
Eine Herberge à la „Haus Lörick“, in der man sich sorglos dem Altern hingeben kann, macht die letzte Lebensphase erträglicher, da sind sich viele der Bewohner einig. Zum Beispiel für Marlis Greffs, die vor neun Jahren hier sogar einen neuen Partner fand und mit ihm einen eingespielten Tagesablauf lebt.
O-Ton-Greffs-1- 11:00
Morgens frühstückt jeder für sich. Zwischendurch treffen wir uns ne halbe Stunde. Unten im Garten im Sommer. Oder vor den Aufzügen sitzen wir. Und dann überlegen wir, was wir so am Tag machen. Dann geh ich zum Essen und bis drei Uhr will ich aber dann Ruhe haben. Und dann fahren wir dann mal irgendwohin in die Stadt oder was, Und abends sind wir eigentlich immer zusammen. Einmal bin ich bei ihm drüben. Und den anderen Tag is er bei mir.
Autorin:
Auch sie weiß, dass all dies endlich ist, dass ein kleines Gebrechen dem Ganzen schnell ein Ende machen kann:
O-Ton Greff-2- 1:30
Ja, das ist die Endphase. Ich find sie wunderbar. Ich vermisse hier nichts. Und ich weiß, dass ich gut aufgehoben bin. Dass man mir hilft, wenn ich Hilfe brauche. Und so hab ich meine Freiheit. Ich kann da tun und lassen, was ich will.
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O-Ton Kutzim
14:57 Ich hatte ein herrliches Leben. Und wenn ich heute die Augen zumachen würde, dann wäre es auch gut. 14:21Als ich hierhin zog hab ich mir gedacht, so, das ist jetzt
ein neuer Lebensabschnitt und du möchtest immer in Deinem Leben glücklich sein. Soweit es geht. 19:20 Und es ist die Umgebung angetan, dass man glücklich ist. Also wenn man meckern will, muss man sich anstrengen. 14:00 Im Moment geh ich morgens viertel vor sieben auffen Balkon. Mit ner schönen Kanne Tee, mit ner Zeitung, ner schönen Wolldecke, Stola um. Und genieß es, dahinten die Sonne aufgeht, da geht die Sonne um viertel vor sieben auf. Dann ist der Tag für mich schon in Ordnung.
O-Ton Gymnastik unterlegen und ausblenden